Deutsche Friedensgesellschaft Münster

Rede von Timon Nikolaou, Landesvorstandsmitglied der Landesschule*innenvertretung (LSV) NRW bei der Mahnwache zum Red Hand Day am 12.2.2021 vor dem Landtag NRW

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Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

Liebe Freundinnen und Freunde, 

ich spreche heute im Namen der Landesschüler*innenvertretung NRW.

Wir stehen heute wieder hier und demonstrieren, weil sich nichts geändert hat: 

Die Bundeswehr wirbt hier in Deutschland weiterhin minderjährige Jugendliche an, um sie zum Töten auszubilden. 

Die Bundeswehr wirbt zu diesem Zweck weiterhin an Schulen hier in NRW für den Kriegsdienst, dabei stellt sie sich und die Realität des Schreckens und der Gewalt des Krieges falsch dar, als wäre das Morden auf den Schlachtfeldern dieser Welt mit einem Videospiel zu vergleichen. Das Land NRW deckt diese „Werbung“ der Bundeswehr an Schulen und nennt diese dann „Politische Bildung“, legitimiert wird das ganze durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land und der Bundeswehr.

Wir sagen: Schluss mit dem Werben fürs Sterben!

Doch auch in anderen Teilen dieser Welt werden noch jüngere Menschen als in Deutschland in den Kriegsdienst gezwungen, wo sie Opfer von Gewalt werden, viele Kinder verlieren so in Ländern wie dem Kongo, Somalia, Kolumbien und in anderen Ländern ihr Leben. 

Deutsche Rüstungskonzerne, Firmen wie Heckler und Koch, die zum Beispiel Kleinwaffen herstellen, tragen eine Mitschuld daran, indem sie jene Waffen, die man Kinder zu führen zwingt, herstellen und verkaufen.

Schuldig sind auch deutsche Politiker*innen. Obwohl der Export von Kleinwaffen in Drittstaaten in Deutschland mittlerweile offiziell verboten ist, landen deutsche Kleinwaffen, die vielleicht an NATO-Partner verkauft wurden, oft in Drittstaaten und in den Händen von Kindern. 

Diese Tatsache scheint den verantwortlichen Köpfen der Rüstungskonzerne egal zu sein, schließlich verdienen diese riesige Geldsummen mit ihrem blutigen Geschäft.

Außerdem scheint es so, als würde sich die Mehrheit des Bundestages, sowie der deutschen Bundesregierung nicht für die im Grundgesetz verankerte „Menschenwürde“ der Kinder interessieren, die am Ende mit deutschen Waffen kämpfen und sterben müssen. Denn einen Stopp von deutschen Waffenexporten wollen die herrschenden Parteien nicht beschließen.

Doch nicht nur deswegen stehen wir heute hier! 

Wir stehen weiterhin hier, um uns als Stimme der Schüler*innen in NRW mit der Friedensbewegung und für die Friedensbewegung in Deutschland und überall auf der Welt zu solidarisieren und trotz der anhaltenden Pandemie ein Zeichen gegen Kriege und Waffenhandel zu setzen. 

Darüber hinaus verurteilen wir die militärischen Operationen von mächtigen Staaten und Organisationen, die im Kampf um Macht und Ressourcen, wie in Syrien und Afghanistan, die Zivilist*innen fahrlässig oder sogar vorsätzlich gefährden, vertreiben, verletzen, in den Kriegsdienst zwingen oder sogar ermorden. Wir solidarisieren uns mit Geflüchteten, die auch in diesem Moment auf der Suche nach Frieden, Schutz und Grundversorgung aus ihrer Heimat fliehen müssen. Wir solidarisieren uns mit Geflüchteten, die auf dem Mittelmeer von dem reichen „Europa der Menschenrechte“ dem Tod durch Verhungern, Verdursten oder Ertrinken überlassen werden. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die in und um Europa in Flüchtlingslagern an Krankheiten, Unterernährung oder durch Gewalt sterben. 

In dem Wissen, dass wir hier in einem der reichsten Länder der Welt leben, in dem zur Zeit Millionen Hotelzimmer, Gemeindehäuser, Turnhallen, Wohnungen und andere Immobilien leer stehen. In dem Wissen, dass Bekleidungsgeschäfte wegen eines Rückstaus an Kleidungsstücken überquellen und in dem Wissen, dass ⅓ der Lebensmittel in Deutschland im Müll landen. Werfen wir den großen Konzernen, der deutschen Regierung sowie der Europäischen Union vor, dass sie ihre Macht über Ressourcen missbraucht und geflüchtete Menschen, die man aufnehmen und versorgen kann, elend sterben lässt. 

Diese Verbrechen an Millionen Menschen nehmen wir nicht hin!

Also fordern wir:

  • dass die Bundeswehr aus den Schulen verbannt wird und die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land NRW und der Bundeswehr aus der Welt geschafft wird! 
  • dass die Rekrutierung von Minderjährigen gestopp und das Verbot aller Rüstungsexporte in alle Länder!
  • die bedingungslose Aufnahme aller Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Hunger, Armut und Klimaveränderungen flüchten!

Wir als Vertretung aller Schüler*innen des Landes Nordrhein-Westfalen sind darüber hinaus der Ansicht, dass die bestehende Weltgesellschaft, samt ihrer politischen und ökonomischen Strukturen, einer an ihre Wurzeln gehende Umstrukturierung bedarf. Hin zu einer Welt des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit im Sinne materieller Gleichheit. 

Vielen Dank!

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