Deutsche Friedensgesellschaft Münster

Rede von Maria Buchwitz, Diözesanvorsitzende von pax christi Münster auf der Abschlusskundgebung der Osterfriedensfahrraddemo vor der Manfred-von-Richthofen-Kaserne am 3.4.21

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Liebe Friedensfreundinnen, liebe Friedensfreunde,

danke, dass ihr heute hier dabei seid, danke, dass wir gemeinsam Farbe bekennen für Frieden, für Abrüstung, für eine echte Entspannungspolitik, dafür, dass Deutschland endlich den Atomwaffenverbotsvertrag unterschreibt und sämtliche amerikanische Atomwaffen von deutschem Boden abzieht!

Liebe Friedensfreund*innen,

die Anrede wäre zutreffend für fast alle Menschen: Wenn wir in einer beliebigen Stadt eine Umfrage starten würden mit der Frage: „Wollen Sie Krieg – oder wollen Sie ein friedliches Zusammenleben zwischen den Menschen und den Völkern?“ wäre das Ergebnis eindeutig. Die Menschen – alle Menschen wollen in Sicherheit und in Frieden zusammenleben – und dennoch stehen die Zeichen auf Aufrüstung. Wie immer geht das mit dem Aufbau von Feindbildern einher, da ja die Bevölkerung irgendwie umgestimmt werden muss. Viel zu viele Stimmen sagen, dass nur viel Militär Sicherheit schafft, dass wir aufrüsten müssen, weil es ja die anderen auch tun. So kommen wir nie heraus aus dem Teufelskreis der Angst, aus der Spirale der wechselseitigen Bedrohungen.

Wir haben heute genug Zahlen und Fakten gehört – an dieser Stelle aber noch einmal ganz klar: Rüstung tötet schon jetzt. Es kann und darf nicht sein, dass die Bundesregierung in diesem Jahr über 12 Milliarden Dollar für neue Atombomben ausgeben will, dass die Bundeskanzlerin und die Verteidigungsministerin AKK mit dem 2 % Ziel einen jährlichen Rüstungsetat von 70-80 Milliarden Euro anstreben, während gleichzeitig die Humanitäre Hilfe massiv gekürzt wird für Syrien und den Jemen, wo humanitäre Katastrophen unvorstellbaren Ausmaßes stattfinden – verursacht u.a. durch unsere geostrategischen Wirtschaftsinteressen. Das ist menschenverachtend – das ist unerträglich!

Ich möchte zum Abschluss unserer Friedensfahrradtour heute kurz den Blick lenken auf ein Szenario, welches die Evangelische Landeskirche gemeinsam mit vielen Vertreter*innen bundesweiter Friedensorganisationen 2018 entwickelt hat – Sicherheit neu denken. Es geht in ganz konkreten Schritten darum, wie Deutschland analog dem Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie bis zum Jahr 2040 die militärische Aufrüstung überwinden könnte; d.h. weg von einer Politik, die Verantwortung als militärische Stärke und Intervention missversteht. Im Mittelpunkt von Sicherheit neu denken steht Gewaltprävention und vor allem gute nachbarschaftliche Beziehungen.

Durch gute nachbarschaftliche Beziehungen wird Vertrauen geschaffen, sodass Gewalt überwunden werden kann. So heißt die erste große Säule bei Sicherheit neu denken gerechte Außenbeziehungen.

Gerechtigkeit und Frieden gehören zusammen, so schrieb es schon vor ca. 2000 Jahren der Prophet Jesaja:“ Der Gerechtigkeit Frucht wird Frieden sein“. Im Blick auf die südlichen Nachbarn der EU heißt das ganz klar für uns, dass die strukturelle Benachteiligung des Globalen Südens durch unsere westlich dominierte Welthandels- und Weltfinanzordnung, mit der wir westlichen Industrieländer koloniale Strukturen weiter fortsetzen, überwunden werden muss. Stichwort EU-Agrarüberschüsse, die in afrikanischen Ländern die Märkte zerstören, soll an dieser Stelle genügen. Das jetzt im Bundestag eingebrachte Lieferkettengesetz spielt hier eine wichtige Rolle.

Gute nachbarschaftliche Beziehungen zu unserem östlichen Nachbarn der EU Russland spielen bei Sicherheit neu denken ebenso eine wichtige Rolle. Ziel im Szenario ist eine gemeinsame Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostok, so wie es um die Jahrtausendwende bereits im Gespräch war und vorwiegend durch die NATO Osterweiterung verhindert wurde. Klar ist doch: Atomwaffen an der russischen Grenze schaffen Angst und niemals Sicherheit und Frieden! Schluss also muss sein mit dem ewigen Aufbau des Feindes Russland, welches zudem einen kleinen Bruchteil des Geldes für Verteidigung aufbringt wie die NATO und kein Interesse an einem Angriffskrieg hat! Wir müssen Putin und seine Politik überhaupt nicht mögen, aber ohne Entspannung und ohne Kooperation mit Russland werden wir keinen Frieden in Europa erhalten können. Russland ist ein Teil Europas – kulturell und historisch – und wir haben hier eine große historische Verantwortung. Russland ist das Land, das mit mindestens 27 Millionen Toten mit Abstand die meisten Toten des 2. Weltkrieges zu beklagen hat.

Ich mache an dieser Stelle einen Punkt, möchte aber noch auf unsere nächsten Veranstaltungen hinweisen:

  • 22. Juni: 80 Jahre Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion – Eugen Drewermann spricht um 19 Uhr in der Überwasserkirche zum Thema „Wege zum Frieden“. Vorher um 17 Uhr: Besuch des ehemaligen russischen Strafgefangenenlagers in Hiltrup.
  • 28.04. Diskussion im PGH zu Sicherheit neu denken mit Ralf Becker (Mitinitiator), Sevim Dagdelen und Prof. Heinz-Günther Stobbe.
  • 8. Mai – Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus Politisches Mittagsgebet um 12.45 in der Lambertikirche
  • 6. und 9. August – Gedenktage zu Hiroshima und Nagasaki
  • September Friedenskulturmonat – zahlreiche Veranstaltungen der Münsteraner Friedensgruppen zum Schwerpunktthema Russland. 2 Veranstaltungen am 8.9. und 9.9. – zum einen eine Lesung mit Musik – deutsche und russische Stimmen zu Krieg und Frieden – und ein Streitgespräch NATO 2030 – wofür brauchen wir die NATO?

Dank an alle, besonders an Friedenskooperative und DFG-VK für Orga.

Hinweis auf Ostermarsch Rhein-Ruhr (http://www.ostermarsch-ruhr.de) und Dülmen (Mo. 5.4. 11 Uhr Ostermarsch https://www.friedensfreundeduelmen.eu).

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