Deutsche Friedensgesellschaft Münster


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Rede- und Musikbeiträge auf der Kundgebung „Kriegsdienstverweigerung ist Menschenrecht“ im Rahmen der Freitagsmahnwache „Nein zum Krieg! Frieden schaffen ohne Waffen!“ vor dem Friedenssaal im Rathaus des Westfälischen Friedens Münster vom Freitag, 17. Mai 2024 15-17 Uhr

Rede von Andrii Konovalov, Kriegsdienstentzieher aus der Ukraine, Student der Universität Köln (als Video: MünsterTube)

Ich möchte mich bei allen Anwesenden für ihre Zeit und die Möglichkeit bedanken, auf die Probleme aufmerksam zu machen, die viele Länder, darunter auch mein Heimatland, in diesem Moment plagen.

Als ich in der Ukraine aufwuchs, erschienen mir viele Dinge selbstverständlich und unbestritten. Mir wurde beigebracht, dass jeder Mensch den gleichen Respekt und die gleichen Rechte verdient, dass es falsch ist, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Gebrauchssprache zu unterteilen, und dass man solche Versuche auch tadeln sollte. Mir wurde auch beigebracht, dass die Schwachen und Wehrlosen geschützt werden sollten und nicht umgekehrt.

Leider wurde mein Aufwachsen von einer Relativierung all dieser grundlegenden Wahrheiten begleitet.

Ich habe gesehen, wie ukrainische Oligarchen, die ihr Eigentum vor russischen Oligarchen schützen wollen, zu diesem Zweck die nationalistischen Flammen innerhalb der ukrainischen Gesellschaft geschürt haben, um sozialen Unmut und Proteste für ihre primitiven und egoistischen Ziele umzulenken.

Ich habe miterlebt, wie Politiker in ihrem Streben nach höherem Rating und Finanzmitteln die Gesellschaft in Gruppen aufspalteten, diese gegen einander ausspielten und deren Interessen dreist über die Interessen der Allgemeinheit stellten. Ich habe miterlebt, wie den Gruppen jeder Grund geboten wurde, sich als ungerecht behandelt zu fühlen und wie Ungerechtigkeit, Gewalt gegen die Anderen als der einzig mögliche und daher notwendige Weg dargestellt wird, um „persönliche“ Gerechtigkeit zu erreichen.

Die Bevölkerung hat diese Politik jedoch voll verstanden und bei jeder Wahl abgelehnt. Sowohl Selenskyj als auch der vorherige Präsident kamen mit dem Versprechen von Kompromissen und Verhandlungen an die Macht. Sobald sie an der Macht waren, verkehrte sich ihre Rhetorik ins Gegenteil, ihre Kompromissbereitschaft wurde zu „roten Linien“, und statt des versprochenen Dienstes am Volk wurde es ein Dienst an der Oligarchie.

Die Künstlerin Käthe Kollwitz, die in ihren Bildern festgehalten hat, wie die Menschen unter Krieg und Armut leben mussten, hat am 11. Oktober 1916 in ihrem Tagebuch festgehalten:

„Peter, Erich, Richard, alle stellten ihr Leben unter die Idee der Vaterlandsliebe. Dasselbe taten die englischen, die russischen und die französischen Jünglinge. Die Folge war das Rasen gegen einander, die Verarmung Europas am Allerschönsten. Ist also die Jugend in all diesen Ländern betrogen worden? Hat man ihre Fähigkeit zur Hingabe benutzt, um den Krieg zustande zu bringen? Wo sind die Schuldigen? Gibt es die? Sind alle Betrogene? Ist es ein Massenwahnsinn? Und wann und wie wird das Aufwachen sein?“

Die Menschen in der Ukraine und in Russland, aber auch die Menschen hier werden betrogen, wenn von der Möglichkeit militärischer Siege gesprochen wird. Überall verlieren Menschen im Krieg. Wir brauchen Friedensverhandlungen. Und ich wünsche mir, dass wir aus den Verbrechen heutiger Kriege die universalistische Konsequenz für alle Menschen und Völker ziehen: Niemand darf diskriminiert werden.

Ungerechtigkeiten können keine weiteren Ungerechtigkeiten rechtfertigen. Das Verletzen von Rechten darf nicht als Rechtfertigung für weitere Rechtsverletzungen dienen. Ebenso darf Gewalt nicht als Vorwand für weitere Gewalt genutzt werden.

Der illegale Einmarsch Russlands in die Ukraine sollte es der ukrainischen Regierung nicht ermöglichen, die Rechte ihrer Bürger zu verletzen. Der Krieg sollte nicht als Vorwand dienen, um die Gesellschaft weiter zu spalten, indem die persönliche Sicherheit und Reisefreiheit auf einen begrenzten Kreis von politischen und wirtschaftlichen Eliten beschränkt werden. Die Verletzung der Grenzen sollte den ukrainischen Behörden nicht das Recht geben, die russische Sprache in Schulen, Buchläden und im öffentlichen Raum zu verbieten, die Verfolgung politisch unerwünschter Kirchengemeinden und die Beschlagnahmung von Kirchengebäuden zu erlauben.

Und schließlich sollten Rechtsverletzungen den Menschen nicht die Freizügigkeit nehmen und Millionen von Familien dazu zwingen, zwischen Sicherheit und Familienzusammenhalt zu wählen. Wenn der Staat Kindern und Müttern die Möglichkeit gibt, sich in Sicherheit zu bringen, sollte er dafür sorgen, dass die Väter ihnen folgen können und nicht unter Androhung von Gewalt und Folter zur Teilnahme am Krieg gezwungen werden.

Menschen eines bestimmten Geschlechts, Alters und einer bestimmten Nationalität die Möglichkeit zu verwehren, ein vom Krieg zerrissenes Land zu verlassen ist unmoralisch. Solche Beschränkungen nehmen Tausenden von Menschen ihre Arbeits-, Studien- und Entwicklungsmöglichkeiten und berauben damit mein Land der Zukunft.

Die Verweigerung von Asyl für Menschen, die Gefahr laufen, in einen Krieg hineingezogen zu werden, ist ebenfalls unmoralisch. Solche Entscheidungen zwingen Menschen dazu, sich zwischen der Flucht und der Rückkehr in die Heimat zu entscheiden und dabei zumindest ihre Gesundheit und ihre persönliche Zukunft zu riskieren. Das jüngst vom ukrainischen Parlament verabschiedete Gesetz verstößt gegen die Rechte und stürzt Hunderttausende ukrainischer Männer im Ausland in Unsicherheit. Die bestenfalls indifferente Reaktion der europäischen Regierungen ist zu kritisieren. Wir müssen die deutsche Politik auffordern, sich mit aller Kraft und mit allem Druck dafür einzusetzen, dass alle Bürgerinnen und Bürger kriegführender Staaten den Kriegsdienst verweigern und den Krieg vermeiden können.

Wir sollten deutlich machen, dass die Bedrohung für unsere Zukunft heute nicht von einer bestimmten Nationalität, Kultur oder Religion ausgeht. Die Bedrohung für unsere Zukunft liegt allein in der ungeheuerlichen sozialen Ungleichheit, der Politik der Spaltung und der selektiven Durchsetzung von Rechtsansprüchen. Und die einzige Möglichkeit, diese Bedrohung zu bekämpfen, besteht darin, die Politik der Spaltung abzulehnen, die andere Seite nicht als Feind zu brandmarken und die Rückkehr zum Dialog zu fordern. Zu einem Dialog, der es ermöglicht, den Vormarsch der extremen politischen Kräfte in Russland und in der Ukraine aber auch in Israel, in Europa und in den USA zu stoppen. Die Demokratie ist wirklich weltweit bedroht, und nur eine weltweite Ablehnung konfrontativer Politik kann den Radikalen den Wind aus den Segeln nehmen, die Demokratien sichern und etwas gerechtere Welt schaffen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Rede von Jewgenij Arefiev, Kriegsdienstentzieher aus Russland, Sprecher der Gruppe Münster der DFG-VK (als Video: MünsterTube)

Guten Tag! Ich freue mich sehr, dass wir heute hier in Münster gemeinsam für das internationale Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung demonstrieren, international!

Bald feiern wir 75 Jahre Grundgesetz. Es ist geprägt von den Lehren aus Krieg und Faschismus. Der Geist von „Kriegsertüchtigung“ sollte besiegt und die Menschen zur Demokratie und zum Frieden befähigt werden, nicht zum Marschieren und Schießen, die Kriegsgewinnler sollten entmachtet werden, nicht die Kriegsgegner:innen schikaniert.

Im Grundgesetz steht: „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen. Und außerdem: (…) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. (…) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. (…)

Für den Frieden brauchen wir nicht neue Waffen, sondern die Verbrüderung und Verschwesterung von allen Menschen, die soziale Gerechtigkeit und Frieden wollen! Ich habe das selbst erlebt. Ich bin 1994 vor 30 Jahren mit 22 aus der russischen Partnerstadt von Münster – Rjasan – zum Studium nach Münster gekommen. Das war dank der Friedenspolitik von Michail Gorbatschow möglich. Er hat die Truppen aus Afghanistan 1989 nach dem 9-jährigen Krieg abgezogen und den Krieg damit beendet. Und für die Zeit des Studiums wurde ich vom Militärdienst befreit, bis zum Alter von 27 Jahren. Ich habe mich nicht beeilt, das Studium davor abzuschließen, habe mich in der Hochschulpolitik engagiert, u.a. für die Zivilklausel – Studium, Lehre und Forschung sollen friedlichen Zwecken dienen.

In der Sowjetunion wurde ich bereits als Schüler auf den Militärdienst und auf den Krieg in der Kaserne und in der Schule vorbereitet, habe gelernt zu schießen. Ich habe mich über das Ende von heißen und kalten Kriegen deswegen sehr gefreut. Wir haben die Völkerverständigung gelebt, in Rjasan und in Münster. 1993 habe ich die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Rjasan und Münster initiiert und 1994 angefangen, am Institut für Politikwissenschaft der Uni Münster in dem Projekt zu arbeiten. Jetzt liegt die städtepartnerschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Russland auf Eis, auch zwischen Münster und Rjasan. Wie soll dieser Abbruch von zivilgesellschaftlichem Austausch uns dem Frieden näherbringen?

Die Politik muss endlich der Friedenslogik und nicht der Kriegslogik folgen!

Ich engagiere mich in der Friedensbewegung in Münster seit dem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Krieg der Bundesrepublik Deutschland gegen die Bundesrepublik Jugoslawien 1999, im März waren 25 Jahre lang, dem bereits vergessenen Krieg nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa, mit uranabgereicherter Munition, die nachhaltig tötet. Jetzt wird in der Ukraine die uranabgereicherte Munition aus den USA eingesetzt.

Ich war Zeuge, wie eine aus Serbien nach Münster geflüchtete Frau auf die Frage der Ausländerbehörde, warum sie nach Deutschland gekommen sei, geantwortet hat: „Ich bin vor deutschen Bomben geflohen.“ Daraufhin wurde die Befragung abgebrochen. Die Wahrheit hört man nicht gerne. Wir müssen die Kriegsursachen bekämpfen und nicht die Geflüchteten!

Jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit! Im Krieg gibt es keine Gewinner:innen, sondern nur Verlierer:innen, außer dem militärisch-industriellen Komplex.

Menschenrechte für Alle! – Das internationale Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung muss vor allem im Krieg eingehalten werden! Die ukrainischen Studierenden an den Hochschulen in Deutschland sollen aus der Ukraine ungehindert ausreisen dürfen! Wir fordern Schutz und Asyl für alle Deserteurinnen und Deserteure, Kriegsdienstgegnerinnen und Kriegsdienstgegner, Kriegsdienstentzieherinnen und Kriegsdienstentzieher, Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner! Ein Krieg muss als Krieg bezeichnet werden dürfen! Hoch die internationale Solidarität!

Die Waffenlobbyistin Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, FDP, hat im Interview dem YouTube-Kanal “Jung & Naiv” gesagt, sie würde ihren eigenen Sohn nicht in den Krieg schicken. Die Ukraine soll aber bis zum letzten Mann kämpfen. Für Deutschland. Mit deutschen Waffen. Vom deutschen Boden soll nie wieder Krieg ausgehen! Aber wo bleibt dann die notleidende Wirtschaft und die Ressourcen am Hindukusch, Struck, Strack-Zimmermann?

Ein ukrainischer Freund hat mir erzählt, er habe Putin verstanden und sei 3 Tage vor dem 24. Februar 2022 mit seiner Ehefrau und 2 kleinen Kindern nach Deutschland geflüchtet. Danach war sein Haus zerstört. Jetzt sagt er, er habe „Pistorius gesagt hat, Deutschland müsse kriegstüchtig werden, hat der ukrainische Freund von mir ihn verstanden und sucht jetzt für sich und seine Familie ein anderes, ein sichereres Land.

Kurz nach dem 24. Februar 2022 hat die ARD-Tagesschau einen Ukrainer interviewt, der in seiner Muttersprache gesagt hat, die ich auch verstehe: „Die da oben sollen sich einigen! Unsere Kinder sterben!“. Das wurde in dieser Tagesschau nicht ins Deutsche übersetzt. Dabei ist die Botschaft so wichtig: 

Frieden schaffen ohne Waffen rettet Leben!

Es sterben aber jetzt jeden Tag Tausende Menschen im Krieg, weltweit! Und dieser Stellvertreterkrieg in der Ukraine wird zynisch „Abnutzungskrieg“ genannt. Es wird ein Sieg der Ukraine gegen Russland gefordert, Sieg für Deutschland, Sieg für die Freiheit. Wie stellt man sich diese Freiheit vor und wessen Freiheit soll das sein? Was nützt diese Freiheit den Toten und den Überlebenden? Heißt es nicht aus der deutschen Geschichte lernen: “Lieber rot als tot!”?

Kann eine Atomwaffen müssen vernichtet werden, bevor die Menschheit vernichtet wird! – Hiroshima und Nagasaki mahnen. Unser schöner Planet Erde wird durch Kriege zerstört. Warum sollen wir wegen der Grenzen, für die nationalistischen Wirtschaftsinteressen der Oligarchen sterben? Wie schön wäre die Erde ohne Grenzen, so wie der erste Mensch im All – auf Russisch und auf Griechisch „Kosmos“ – Juri Gagarin sie gesehen hat! Blau, grün, einfach schön.

Dieser Krieg muss so schnell wie möglich enden. Deswegen ist es notwendig, die Politik von immer tödlicheren Waffenlieferungen zu beenden. Die diplomatische Initiative muss her.

Bedürfnisse von Menschen, die Rettung des Klimas, humanitäre Hilfe tun not und nicht die Geopolitik. „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“, hat Bertolt Brecht gesagt. Deswegen bin ich gerne Pazifist und kein „gefallener Engel“, wie Kanzler Scholz behauptet hat.

Hiermit schließen wir unseren Friedensvertrag! (Reichen der Hand an Andrii Konovalov, Händedruck) Frieden heißt „mir“ auf Russisch und Ukrainisch, was auch Welt bedeutet. Frieden der Welt!

Die Rede von Guido Grünewald, Vorstandsmitglied des European Bureau for Conscientious Objection (EBCO) (als Video: MünsterTube)

Guido Grünewald, Vorstandsmitglied des European Bureau for Conscientious Objection (EBCO) – Rede bei der Kundgebung in Münster am 17. Mai 2024 im Rahmen der Freitagsmahnwache „Nein zum Krieg! Frieden schaffen ohne Waffen!“

Hallo und guten Nachmittag,

ich freue mich, dass ich heute hier sprechen darf. Vor 2 Tagen, am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, hat das Europäische Büro für Kriegsdienstverweigerung, abgekürzt EBCO, den aktuellen Jahresbericht über die Lage der Kriegsdienstverweigerung in Europa veröffentlicht. EBCO, gegründet 1986 mit Sitz in Brüssel, ist ein Netzwerk von Kriegsdienstverweigerungs-Organisationen. Das Büro ist Mitinitiator der #ObjectWar Campaign, in deren Rahmen diese Kundgebung stattfindet, und arbeitet mit Connection e.V., der War Resisters‘ International und dem Internationalen Versöhnungsbund eng bei der Förderung und Verteidigung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung sowie der Unterstützung einzelner Verweigerer zusammen. Das betrifft auch die neue globale Aktion #RefuseWar, über die andere heute informieren.

Die EBCO-Jahresberichte beschränken sich bewusst auf die Entwicklungen in den Mitgliedstaaten des Europarats inclusive Belarus und Kosovo (ehemalige Beitrittskandidaten) und Russland (2022 ausgetreten).  Die Bilanz ist besorgniserregend: Der Druck auf Kriegsdienstverweigerer und das Recht auf Verweigerung nimmt zu. Das trifft natürlich in erster Linie auf Russland, die Ukraine und auch Belarus zu. Belarus ist zwar bisher keine direkte Kriegspartei, allerdings befürchten dort viele, dass der Diktator Lukaschenko das Land doch noch an der Seite Russlands in den Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Alle drei Staaten sind hochmilitarisierte Kriegsgesellschaften mit hoher Korruption und einer staatlich orchestrierten Feindbildpropaganda, die abweichende Ansichten und erst recht Kriegsgegnerschaft als Ausdruck von Feindunterstützung klassifiziert. Die Zugriffsmöglichkeiten auf Wehrpflichtige wurden im vergangenen Jahr erweitert, u.a. durch Verlängerung des Wehrpflichtalters, Senkung der Gesundheitsanforderungen und die geplante elektronische Zustellung des Einberufungsbescheids. Wiederholt mussten wir Berichte über gewaltsame Rekrutierungen und die Strafverfolgung von Verweigernden zur Kenntnis nehmen. In Belarus wird die Zahl der Männer, die sich dem Wehrdienst entzogen haben, auf 5.000 geschätzt. Viele von ihnen sind ins benachbarte Litauen geflohen. Dort werden Deserteure allerdings vom litauischen Verteidigungsministerium als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft. 300 Verweigerern wurde bisher auf dieser Grundlage Asyl verwehrt; ihnen droht die Zurückschiebung nach Belarus, wo sie hohe Strafen bis schlimmstenfalls die Todesstrafe erwarten. Aktuell gibt es Bestrebungen, diese Praxis gesetzlich zu verankern; das würde die Gefahr für belarussische Kriegsdienstgegner stark erhöhen. Olga Karatch, EBCO-Vorstandsmitglied und Leiterin der zivilgesellschaftlichen Organisation Nash Dom (Unser Haus), setzt sich im litauischen Exil unermüdlich für geflüchtete belarussische Kriegsdienstgegner ein. Auch ihr und ihrem Ehegatten wird sicheres Asyl verwehrt, obwohl ihr in Belarus in bislang 16 Gerichtsurteilen „Extremismus“ vorgeworfen wird und ihr dort hohe Strafen drohen. Gestern erhielt ich die schlimme Information, dass Olgas Ehemann Oleg Borschtschewski sein über Nacht benötigtes Lungenbeatmungsgerät zurückgeben muss, da er als nicht-anerkannter Geflüchteter vom Nationalen Gesundheitsdienst keine Leistungen erhält.

In diesem Fall können wir, so meine ich, unmittelbar helfen. Olga und Oleg können das Beatmungsgerät für 2.200 Euro kaufen. Ich selbst habe heute einen größeren Betrag überwiesen und bitte Euch ebenfalls um einen Spendenbeitrag. Wir werden den gesammelten Betrag dann auf einem sicheren Weg direkt an Olga Karatch transferieren. Nach Beendigung meiner Ansprache werde ich mit der Mütze herumgehen, wenn Ihr etwas beitragen möchtet, herzlich gerne.

Die Zahl der russischen Männer, die sich dem Kriegsdienst entzogen haben, liegt Schätzungen zufolge bei 250.000. Auf dem Papier gibt es in Russland nach wie vor ein Recht auf Verweigerung des Wehrdienstes, in der Praxis wird mit seltenen Ausnahmen der Zugang zum Alternativdienst regelmäßig verwehrt. Die Bewegung der Kriegsdienstverweigerer in Russland und Saŝa Belik, einer ihrer Protagonisten und Mitglied im EBCO-Vorstand, die seit Beginn des Angriffskriegs hauptsächlich im Exil tätig sind, wurden im Juni 2023 als „ausländische Agenten“ eingestuft. Das hat u.a. ihre Möglichkeiten zur Sammlung von Spenden stark eingeschränkt. Russische Kriegsdienstgegner:innen sind vor allem in benachbarte ehemalige Sowjetrepubliken geflohen; dort erhalten sie allerdings nur ein begrenztes Aufenthaltsrecht und sind vor Abschiebungen nicht sicher. In die EU schaffen sie es nur in seltenen Fällen, zusätzlich stellen die Gerichte dort hohe individuelle Beweisanforderungen. Darüber und zu unseren Forderungen im Rahmen der #ObjectWarCampaign werden andere heute sprechen. Ukrainische Wehrpflichtige, die in die EU gelangt sind, genießen hier auf Grundlage der sogenannten „Massenzustrom-Richtlinie“ bis März 2025 Schutz. Danach dürfte ihre Situation schwierig werden, denn die ukrainische Regierung erhöht den Druck auf Wehrpflichtige im Ausland und verlängert Pässe – wie übrigens auch Belarus – nicht mehr bei Konsulaten, sondern nur noch im Land selbst. Wer wehrpflichtig ist und zur Passverlängerung nach Belarus oder in die Ukraine einreisen würde, könnte das Land allerdings nicht mehr verlassen und würde wahrscheinlich sofort zum Kriegsdienst gezwungen. Das ohnehin stark einschränkte verfassungsmäßige Recht auf Kriegsdienstverweigerung hat die ukrainische Regierung unter Kriegsrecht gleich ganz abgeschafft. Mindestens 24 Verweigerer wurden seit Kriegsbeginn angeklagt und teils zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Yurii Scheliaschenko, sehr aktiver Generalsekretär der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung und EBCO-Vorstandsmitglied, wird seit Sommer 2023 schikaniert. Sein Computer, Smartphone und Unterlagen wurden beschlagnahmt, er steht seitdem unter nächtlichem Hausarrest. Die Behörden werfen dem Radikalpazifisten Yurii entgegen allen Fakten eine „Rechtfertigung der russischen Aggression“ vor, für den 11. Juni ist ein Strafprozess anberaumt. Ganz offenkundig soll hier ein aktiver und kompetenter Kriegsgegner mundtot gemacht und kaltgestellt werden, notfalls durch Strafverurteilung per Rechtsbeugung. Auf Betreiben des Ukrainischen Sicherheitsdienstes hat das Justizministerium außerdem kürzlich bei Gericht das Verbot der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung beantragt.

Doch nicht nur in den Kriegsländern stehen Dienstverweigerer unter Druck. Auch wenn ich mich hier auf Europa beschränke, möchte ich beispielhaft für andere Weltgegenden die Kriegsdienstverweiger:innen in Israel erwähnen, die heftig angegriffen werden und sich bravourös dem Krieg und der Besatzung entziehen. Ernsthafte Probleme in Staaten des Europarats gibt es u.a. in folgenden Ländern: Aserbaidschan (kein Alternativdienst verfügbar), Litauen (nur waffenloser Wehrdienst ist möglich), Armenien (Zivildienst wohl nur für Zeugen Jehovas zugänglich) und Griechenland, wo nicht-religiösen Verweigerern immer noch weitgehend die Anerkennung verwehrt wird. Besonders schlimm ist die Situation in der Türkei, wo es kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt und wo Verweigerer ihrer grundlegenden Bürgerrechte beraubt werden; das führt in der Konsequenz zu einer Art zivilem Tod. Und natürlich setzen die zunehmenden Vorbereitungen auf eine weiteren Krieg in Europa die Kriegsdienstverweigerung in vielen Staaten unter Druck. In Ländern wie Lettland, Schweden, Estland und Dänemark kam bzw. kommt es zur Wiedereinführung der Wehpflicht, ihrer Ausdehnung auf Frauen oder zur Verlängerung des Wehrdienstes, in anderen Staaten – auch bei uns – wird eine erneute Wehrpflicht ernsthaft diskutiert. Neben der allgemeinen gewaltigen Steigerung der Rüstungsausgaben zeigt sich in vielen Staaten ein deutlich zunehmender Einfluss des Militärs auf das Erziehungssystem, beispielhaft genannt seien hier neben den drei Kriegsstaaten Frankreich, Kroatien und Schweden. Außerdem gib es Bestrebungen – beispielsweise in Finnland, Lettland und der Schweiz -, den Alternativdienst unter dem Stichwort Gesamtverteidigung eng mit der Zivilverteidigung zu verzahnen.

Die Außerkraftsetzung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung in der Ukraine, also in einer Kriegssituation, in der das Gewissen ja gerade geschützt sein soll, stellt sicher einen vorläufigen Tiefpunkt dar. Glücklicherweise hat sich die internationale Rechtsprechung in den letzten Jahrzehnten deutlich zugunsten der Kriegsdienstverweigerung entwickelt, auch aufgrund der intensiven Lobbyarbeit internationaler Kriegsdienstverweigerungs-Organisationen. Die internationale Rechtsprechung postuliert eindeutig, dass es sich beim Recht auf Kriegsdienstverweigerung um ein unabdingbares Menschenrecht handelt, das auch in Zeiten eines öffentlichen Notstands nicht außer Kraft gesetzt werden darf. Ein aktuelles Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zugunsten des nordzyprischen Verweigerers und EBCO-Vorstandsmitglieds Murat Kanatli hat diesen Tenor jüngst bekräftigt. Positiv stimmt auch, dass in der Jugenderklärung zu 75 Jahren Menschenrechte, die auf Initiative des UN-Hochkommissars für Menschenrechte anlässlich des 75. Jahrestags der Allgemeinen Menschenrechtserklärung im Dezember 2023 veröffentlich wurde, ein diskriminierungsfreies Recht auf Kriegsdienstverweigerung für alle Menschen gefordert wird. Und wenn in Finnland im vergangenen Jahr 1650 Reservisten die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer  beantragten – 2022 waren es sogar 3.800 – oder bei uns im Jahr 2023 mehr als 500 Menschen in Anbetracht der Wehrpflichtdiskussion sozusagen auf Vorrat einen Verweigerungsantrag stellten, sind das weitere positive Zeichen. Dennoch, insgesamt stehen die Zeichen auf Gegenwind; ohne kämpferischen Einsatz werden wir das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht verteidigen können.

Da ja leider zwei Redner ausgefallen sind, werde ich an dieser Stelle die zentralen Forderungen der #ObjectWarCampaign vortragen:

Allen, die sich dem Krieg verweigern, muss Schutz gewährt werden – sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland und Belarus.

  • Wir fordern von den Regierungen Russlands, Belarus‘ und der Ukraine: Stellen Sie die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerer*innen und Deserteur*innen umgehend ein!
  • Wir fordern von der EU und der Bundesregierung: Öffnen Sie die Grenzen! Geben Sie Kriegsgegner*innen die Möglichkeit der Einreise in die Europäische Union! Schützen Sie Kriegsdienstverweigerer*innen und Deserteur*innen aus Russland, Belarus und der Ukraine und geben Sie ihnen Asyl!

Musikbeiträge von Claudia Lahn als Video: MünsterTube

  1. „Masters of War“ (Text: Bob Dylan, Musik: Folk/Jean Ritchie)
  2. „Der Pfahl“ (Text und Musik: Lluis Llach, dt. Nachdichtung: Oss Kröher)
  3. „Der Graben“ (Text: Kurt Tucholsky, Musik: Hanns Eisler)

Bild (Jewgenij Arefiev): Musikerin Claudia Lahn

Bild: Andrii Konovalov, Hugo Elkemann, Guido Grünewald und Jewgenij Arefiev

Bild (Jewgenij Arefiev): Moderator am Mikro: Hugo Elkemann (Friedenskooperative Münster); hinter der Kamera: Lothar Hill (MünsterTube)


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PM: Aktionswochen Kriegsdienstverweigerung ist Menschenrecht: Münster Fr. 17. Mai, weltweit bis 1. Juni

Zur Kundgebung in Münster am Freitag, den 17. Mai um 15 Uhr im Rahmen der Freitagsmahnwache „Nein zum Krieg! Frieden schaffen ohne Waffen!“ vor dem Friedenssaal im Rathaus des Westfälischen Friedens Münster am Prinzipalmarkt 10 laden ein: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:nnen Münster; Friedenskooperative Münster; pax christi Münster; Graswurzelrevolution, Antimilitaristische Aktion Münster u.a.

Es sprechen:

– Andrii Konovalov, ukrainischer Kriegsdienstentzieher, Student an der Uni Köln
– Jewgenij Arefiev, Kriegsdienstentzieher aus Russland; DFG-VK Münster
– Dr. Guido Grünewald, Vorstandsmitglied des EBCO (European Bureau for Conscientious Objection)
– Dr. Bernd Drücke, Koordinationsredakteur der Monatszeitung „Graswurzelrevolution“
– Isaak Rose, Antimilitaristische Aktion Münster

Musikalische Begleitung: Claudia Lahn

Moderation: Hugo Elkemann (Friedenskooperative Münster)

Zu den Aktionswochen rufen bundesweit und transnational mehr als 30 Organisationen auf.

Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht!
Kriegsdienstverweiger:innen brauchen Asyl!
Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit!

Wir fordern von den Regierungen weltweit:

Stellen Sie die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerer:innen, Kriegsdienstentzieher:innen, Deserteur:innen und Kriegsgegner:innen umgehend ein!
Entlassen Sie inhaftierte Kriegsgegner:innen!
Erkennen Sie das unveräußerliche Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung an!

Wir fordern von der EU und der Bundesregierung:

Öffnen Sie die Grenzen! Geben Sie Kriegsgegner:innen die Möglichkeit der Einreise in die Europäische Union! Schützen Sie Kriegsdienstverweigerer:innen, Kriegsdienstentzieher:innen, Kriegsgegner:innen und Deserteur:innen und geben Sie ihnen Asyl!

Aktionen und Veranstaltungen vom 7. Mai bis 1. Juni in Berlin, Bremen, Büchel (25.5.), Frankfurt/M. (Mi. 15.5.), Fritzlar (Fr. 24.5.), Greifswald, Hamburg, Halle (Saale), Kiel, Leipzig, Mannheim, Marburg (Mi.15.5.), Münster (Westf.), Potsdam, Rosto:arefiev@t-online.de“>arefiev@t-online.de
http://dfgvk.blog.muenster.org
https://www.facebook.com/DeutscheFriedensgesellschaftMunster
https://twitter.com/DFGVKMuenster
Instagram: dfgvk_ms
YouTube: https://www.youtube.com/@dfgvkmuenster

Friedenskooperative Münster:
https://web.facebook.com/friedenskooperative.muenster


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PM: „Am Sa. 27.04.2024 11 Uhr – Gedenken an den am 27. April 1940 in Münster erschossenen Kriegsdienstverweigerer Wilhelm Kusserow“

Die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Münster und die Friedenskooperative Münster gedenken am Sa. 27.04.2024 um 11 Uhr an den Kriegsdienstverweigerer Wilhelm Kusserow da, wo er dafür am 27.4.1940 mit 25 Jahren erschossen wurde – an der Erinnerungsstele mit Gedenktafel an Wilhelm Kusserow hinter der Hautklinik, Von-Esmarch-Str. 58, 48149 Münster. „Jeder Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Die Kriegsdienstverweigerung ist dagegen ein Menschenrecht und dient dem Frieden.“, so Jewgenij Arefiev, ehrenamtlicher Geschäftsführer/Sprecher der Basisgruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) e.V.

Mehr Infos über Wilhelm Kusserow:

https://muenstertube.wordpress.com/2024/04/25/munster-friedensgruppen-laden-zum-gedenken-an-nazi-opfer-kriegsdienstverweigerer-und-zeugen-jehovas-wilhelm-kusserow-ein/
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kusserow_(Kriegsdienstverweigerer)


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„Wehrhaft ohne Waffen“ – Vortrag & Diskussion

Mittwoch, den 24. April 2024, um 20.00 Uhr

Die Kampagne “Wehrhaft ohne Waffen –
Soziale Verteidigung voranbringen”
wird vorgestellt
Stell dir vor, es ist Krieg und alle leisten Widerstand!
Stell dir vor, wir könnten die Logik des Krieges auf den Kopf stellen.
Stell dir vor, wir könnten wehrhaft ohne Waffen sein.
Stell dir vor, dass Menschlichkeit gegen Gewalt gewinnt.
Klingt utopisch?
Wehrhaft ohne Waffen
Wie können wir eine Gesellschaft aufbauen, in der Menschen vor Gewalt geschützt sind? Und wie
organisieren wir uns, damit wir Angriffe von innen und außen gewaltfrei abwehren können? Wie
können wir ohne Gewalt wehrhaft sein?
Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in der Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen“. Und wir haben
da auch schon eine Idee. Sie nennt sich: Soziale Verteidigung
Wie wir uns verteidigen, betrifft uns alle. Deshalb wollen wir gemeinsam mit euch Strukturen
schaffen, die uns im Falle eines Krieges oder eines rechten Putsches handlungsfähig machen. Denn
Unterwerfung ist für uns genauso wenig eine Option wie Gegengewalt.
Was möchtest du schützen und vor allem auch wie?
Die Kampagne wird von Stephan Brües, Co-Vorsitzender des
Bundes für Soziale Verteidigung (BSV)
vorgestellt
Der Eintritt ist frei.
Mittwoch, den 24. April 2024, um 20.00 Uhr
in der Zukunftswerkstatt
Schulstraße 45, 48149 Münster

Veranstaltung von der Gruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK) und Zukunftswerkstatt Kreuzviertel e.V.


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Rede von Dipl.-Ing. Reinhard Övermann auf dem Ostermarsch Gronau am Fr. 29.03.2024 an der Urananreicherungsanlage (UAA) Urenco: Die Gefahren des Uranmülls

(Der Text der Rede wurde vom dem Redner zur Verfügung gestellt und wird hier mit seiner Erlaubnis im Original veröffentlicht.)

Reinhard Övermann, Vortrag Ostermarsch am 29.3.2024 an UAA:

Die Gefahren des Uranmülls

Karfreitag! Oh Herr vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!

Liebe Freunde, sehr geehrte Ministerin Neubauer, sehr geehrter
Wirtschaftsminister Habeck, sehr geehrter Bundeskanzler Scholz,
damit Sie erfahren, was Sie hier tun, will ich Ihnen heute auf die Sprünge
helfen!!!

Frieden braucht Sicherheit!

Wir stehen hier an einem der unsichersten Orte in West-Europa! Wir stehen hier
an der URAN-Anreicherungsanlage URENCO in Gronau.

Ich bin Reinhard Övermann aus Steinfurt und ich beschäftige mich als Diplom-
Ingenieur seit der Katastrophe von Tschernobyl mit dem Thema Radioaktivität.

Uran ist radioaktiv! Einzelne Atomkraftwerken genutzt.

Was bedeutet Uran-ANREICHERUNG?
Das Natur-Uran wird im Uranbergbau aus der Erde geholt. Natururan enthält
zwei verschiedene Sorten Uran, die vom Gewicht her ein ganz kleines bisschen
unterschiedlich sind: Uran 238 und Uran 235. Das Uran 235 ist zehnmal aktiver
und lässt sich auch zehnmal leichter spalten. ABER es hat nur einen Anteil von
0,7 Prozent im Natur-Uran. Für ein Atomkraftwerk braucht man aber einen
Anteil von 4 Prozent des Uran 235.

Hier in Gronau kommt das Natur-Uran in Fässern als Uran-Hexafluorid an.
Jedes Uran-Atommüll!!! Dort befinden sich bis zu 4097 Fässer! In jedem
Fass befinden sich 12,5 Tonnen Uranhexafluorid! Das sind bis zu 51 Tausend
Tonnen Uranhexafluorid!

Wir haben hier ein riesiges, hochgefährliches Atom-Müll-Lager was kein
Mensch kennt!

Uran ist ein hochgiftiges Schwermetall!
Bei Aufnahme von mehr als 30 tausendstel Gramm (Milligramm) über Lunge,
Nahrung oder Trinkwasser führt Uran zu Vergiftungen bis zum Tod. Der reine
Urananteil hier im Atomlager beträgt 35 Millionen Kilogramm!
Alleine durch die Giftigkeit des Urans hier im Lager könnten bis zu 1000
Milliarden Menschen getötet werden! Also über 100-mal die gesamte
Weltbevölkerung ausgelöscht werden!

Fluor erzeugt ätzende Flusssäure!
Der reine Fluoranteil im Atomlager beträgt bis zu 16 Millionen Kilogramm.

In Verbindung mit Luftfeuchtigkeit entsteht aus dem Fluoranteil tödliche
Flusssäure als weißer Nebel in der Luft. Flusssäure verätzt die Augenlinsen, die
Lunge und dringt durch die Haut bis auf die Knochen. Schon eine Handteller
große Verätzung kann zum Tode führen.

Uran ist radioaktiv!
Ein einziges Gramm Uran schießt 15 Tausend Neutronengeschosse und
Röntgenstrahlen pro Sekunde aus. Schon ein Neutronen-Geschoss kann im
menschlichen Körper eine tödliche Krankheit auslösen.
Der reine Urananteil im Atomlager hier erzeugt bis zu 1,8 Trillionen Neutronen-Geschosse in
jeder Stunde!
Das sind 1,8 x 1000 x 1000 x 1000 x 1000 x 1000 x 1000 Neutronengeschosse
pro Stunde! (1,8 Exa-Bequerel)! Hier in Gronau haben wir eine stetig
strahlende Neutronenbombe!!!! Bis zum Ende der Welt! Es ist nicht
besonders gut, hier lange zu stehen!!!

Zusätzliche Risiken:

Unfall:
Ein Absturz eines Fasses vom Kran kann eine Katastrophe auslösen wenn es
aufplatzt.

Klimaerwärmung:
Ein paar besonders heiße Tage kann hier die Fässer durch den
entstehenden Gasdruck im Innern zum Explodieren bringen!

Sabotage, Terror und Krieg:
Eine Drohne auf das riesige Lager reicht aus um eine Katastrophe auszulösen
die große Teile von Deutschland und den Niederlanden unbewohnbar zu
machen. Tausende Menschen werden getötet, verstrahlt und verätzt.

Die Anlage von URENCO ist total ungeschützt! Die Bundeswehr und der
Heimatschutz interessieren sich überhaupt nicht für URENCO! Und die
Strommasten sind auch nicht gegen Sabotage geschützt!
Die Gewinne von 500 Millionen Euro jährlich teilen sich EON und RWE, das
Risiko tragen wir Menschen!!!

URENCO in Gronau ist einer der unsichersten und gefährlichsten Orte in
West-Europa! Deshalb kann es nur eine Konsequenz geben: Abschalten und
zwar sofort!!!

Liebe Gronauer, sehr geehrte Mona Neubauer, sehr geehrter Herr Habeck, sehr
geehrter Herr Scholz,

Frieden braucht Sicherheit!

Macht endlich URENCO zu!!! Jetzt!!!

Und zeigt den nuklearen Märchenerzählern der Welt, was der richtige Weg
ist: Abschalten!!! Jetzt!!!!


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PM: Ostermarsch Münster 2024 – Friedens-Fahrrad-Demonstration „Frieden schaffen ohne Waffen!“ – am Sa. 30.03.2024 von 13.30-17.00 Uhr vom Schloss zum Stubengassenplatz

Die münsterischen Friedensgruppen von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK), der Friedenskooperative (Friko), pax christi u.a. laden am Ostersamstag (30.03.2024) zum Ostermarsch als Rad-Demo „Frieden schaffen ohne Waffen!“ vom Schloss bis zum Stubengassenplatz ein.

Ablaufplan:

13:30 Uhr Auftaktkundgebung vor dem Schloss, Schlossplatz 2:
Musik (Tonaufnahme): Claudia Lahn (Friko); Gedichtrezitation: Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko); Begrüßungsansprache: Hugo Elkemann (Friko); Rede von Andrii Konovalov (ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student) und Jewgenij Arefiev (russischer Kriegsdienstentzieher und Sprecher der Gruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK); Gedichtrezitation: Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko); Musik (Tonaufnahme).

ca. 14:15 Uhr Start der Fahrrad-Demo mit der Route:
Schlossplatz, Promenade, Kalkmarkt, Bült, Mauritztopp aller Waffenlieferungen in Kriegsgebiete!
Wir fordern

von der Bundesregierung die Abkehr von der praktizierten Kriegslogik!
Frieden schaffen ohne Waffen!

Das Töten in der Ukraine, in Nahost und in den vielen weiteren Konfliktherden der Welt muss enden! Diplomatie statt Waffengewalt! Ungeteilte Solidarität mit den Flüchtenden aus Krieg, Armut und Not! Entwicklungszusammenarbeit und Umweltschutz statt Waffenexport!
Wir laden alle Menschen ein, vom 30. März bis 01. April 2024 an Rhein und Ruhr für den Frieden zu demonstrieren!

Die Welt befindet sich in existenzieller Gefahr: Die ökologische Katastrophe bedroht unsere Lebensgrundlagen, die weltweiten Spannungen, Konflikte und Waffengänge sowie die Atorik und der Diffamierung des Engagements für Frieden! Keine Militarisierung der Öffentlichkeit, keine Stärkung rechter Gedanken von militärischer Stärke Deutschlands!
• Keine Konferenzen des militärisch-industriellen Komplexes, keine Kriegsplanung!
Beteiligt Euch an den Demonstrationen an Ostern für den Frieden, die Umwelt und soziale Sicherung! Wir laden ein zum Ostermarsch!

#KLARE KANTE GEGEN RECHTS
Rassist:innen, Faschist:innen, Nationalist:innen und menschenverachtende Ideologien haben bei uns keinen Platz!

Für die DFG-VK Münster und die Friko (Friedenskooperative) Münster gilt nach wie vor, auch für den Ostermarsch am Sa. 30.03.2024: WIR GRENZEN UNS KLAR AB VON JEGLICHER FORM DES RECHTSEXTREMISMUS!

Frieden ist nicht alleine die Abwesenheit von Gewalt, Frieden ist die Überwindung der strukturellen Gewalt, also aller gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Strukturen und Bedingungen, die Menschen oder Personengruppen benachteiligen. Dazu zählen alle Formen von Diskriminierung, wie die ungleiche Verteilung von Einkommen und Ressourcen, Bildungschancen und Lebenserwartungen. Wir stehen für internationale Solidarität und die volle Verwirklichung menschenwürdiger Verhältnisse für ALLE Menschen. Wir sind als fortschrittliche und humanistische Kräfte die Alternative zum Militarismus und zur Demagogie der Rechtsextremen und Nationalist:innen – in Russland, in der Ukraine, in Deutschland, überall. Wir sind für eine solidarische und kooperative Entwicklung des menschlichen Zusammenlebens und der internationalen Beziehungen als Ziel und Weg, eine Renaissance von Sozialstaatlichkeit weltweit und eine umfassende Demokratisierung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Den politischen Vereinnahmungsversuchen durch Rechtsextreme – dazu zählen wir auch „Reichsbürger:innen“ und sog. „Querdenker:innen“ und andere Organisationen, die auf den rechten Augen blind sind – treten wir entgegen. Diese Gruppen sind auf der Kundgebung und Demonstration unerwünscht. Wir sind für internationale Solidarität. Nationalflaggen haben auf unserer Demo nichts zu suchen. Entsprechend § 6 Abs. 1 VersG sind Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von der Versammlung ausgeschlossen. Wir bitten alle Teilnehmenden, uns entsprechende Hinweise zu geben und mit unserer Demoleitung zu kooperieren, damit wir dem Problem der Unterwanderung sozialer Proteste durch reaktionäre Kräfte solidarisch begegnen können.

Mehr Infos: https://dfgvk.blog.muenster.org/2024/02/12/oma24/

Die aktuelle Radiosendung „Friedensarbeit in Münster“ vom Medienforum Münster e.V. zum Hören bei NRWision: https://www.nrwision.de/mediathek/friedensarbeit-in-muenster-ostermarsch-2024-kriege-der-welt-240326/
und zum Sehen beim YouTube-Kanal MünsterTube (bitte abonnieren!): https://youtu.be/KgymeUfwUXg?si=i68dWRWYfjeU-ujc

Ankündigung beim bundesweiten Netzwerk Friedenskooperative: https://www.friedenskooperative.de/termine/ostermarsch-2024-in-muenster

Die Veröffentlichung im Friedensveranstaltungskalender der Stadt Münster: https://www.muenster.de/veranstaltungskalender/scripts/frontend/veranstaltung.php?id=255299&d=Samstag,30-3-2024&ablend=friedenKomplett


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Vortrag/Diskussion am Mi. 13.03.24 20:00h: Erfahrungen mit gewaltfreiem, zivilem Widerstand. Eine wissenschaftliche Studie wird vorgestellt. „Und es lohnt sich doch!“

Zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion über die Wirkung von und die positiven Erfahrungen mit gewaltfreiem, zivilem Widerstand laden die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel e.V. und die Münsteraner Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK) für Mittwoch, den 13. März 2024, um 20 Uhr in die Zukunftswerkstatt, Schulstraße 45, 48149 Münster ein.

Eva Cohaus, Mitglied der Friedensinitiative (FI) Nottuln, wird dazu eine Studie aus den USA vorstellen, die im Moment sehr große Beachtung findet und diskutiert wird.

Eva Cohaus: „Ziviler, gewaltfreier Widerstand ist erheblich erfolgreicher, als die meisten denken. Und deutlich erfolgreicher als gewaltsame Auseinandersetzungen oder Kriege.“ Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt Professorin Erica Chenoweth von der Harvard Kennedy School, USA, in ihrer großangelegten Studie, die den Zeitraum von 1900 bis 2019 umspannt.

Eva Cohaus wird die Grundzüge des Buches „Civil Resistance“ von Professorin Erica Chenoweth referieren und dabei Grafiken, Strukturen und Bilder per PowerPoint präsentieren.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird immer wieder diskutiert, ob es nicht Alternativen zur militärischen Verteidigung gibt. Dass eine Verteidigung mit Militär viele Tote, Zerstörungen eines Landes und viel Leid mit sich bringt, kann im Moment u.a. in der Ukraine sowie in Israel und Palästina beobachtet werden. Gibt es dazu wirklich keine Alternative? Eva Cohaus machte sich auf die Suche.

Der Eintritt ist frei.


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Reden und Eindrücke von der Demo: Frieden, Brot, Würde – in der Ukraine und weltweit!

AUFRUF ZUR NRW-WEITEN DEMONSTRATION VOM 24.02. IN KÖLN ZUM 2. JAHRESTAG DES UKRAINE-KRIEGES

Flyer:

Ort und Zeit: Sa., 24. Februar, Start 14 Uhr auf dem Alter Markt! 

Rede- und Kulturbeiträge:

  • Andrii Konovalov, ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student und Jewgenij Arefiev, russischer Kriegsdienstentzieher und Mitglied der DFG-VK. Hier findet ihr die gemeinsame Rede als Video.
  • Özlem Demirel, Abgeordnete im europäischen Parlament für Die.Linke. Hier findet ihr das Video der Rede.
  • Michael von der Schulenburg (Diplomat, ehem. Assistant General Secretary des UN Generalsekretärs). Hier findet ihr die gemeinsame Rede als Video.
  • Ein Vertreter der Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges Köln (IPPNW).
  • Jonathan Beullens, Initiative „Hochschulen für den Frieden, ja zur Zivilklausel“. Hier findet ihr die verschriftlichte Rede.
  • Sven Schlesiger, Mitglied im Rat der Stadt Troisdorf zur Kontroverse um die Waffenfabrik Diehl-Defence.

Lieder vom Chor Kardelen

Danke an die Fotos hier. 

Der Krieg frisst seine Kinder.
Die Politik der Hochrüstung frisst die Zivilgesellschaft.
Armeen heizen die Klimakatastrophe an.
Und die Barbarei breitet sich aus wie ein Virus, gegen den Masken und Impfungen nicht schützen.

Wir treten ein für die gleiche Würde und gleiche Rechte aller Menschen und gegen Rassismus, Judenfeindlichkeit und jede mörderische Ideologie der Ungleichwertigkeit des Menschen.
Wir verurteilen jeden Krieg.
Wir verurteilen das Töten von Menschen.
Wir treten Feindbildern und Militarisierung entgegen und wollen friedensfähig werden, nicht „kriegstüchtig“.
Wir stehen an der Seite all derjenigen, die sich in Russland, der Ukraine, in Israel, Palästina und weltweit weigern, aufeinander zu schießen.
Das Töten von Menschen ist niemals ein Mittel zu einem vermeintlich guten Zweck.

Ein Prozent der Menschen in Deutschland besitzt mittlerweile mehr Eigentum als 50% der Bevölkerung. Die Rüstungsindustrie hat in den letzten zwei Jahren enorme Gewinne gemacht und geht dabei über Leichen.
100 Mrd. Euro zusätzlich und mehr stellt die Bundesregierung der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie zur Verfügung – Lücken im Haushalt werden auf Kosten der Allgemeinheit und gerade sozial Benachteiligten der Gesellschaft gefüllt.
20 Jahre Kriege in Afghanistan, Irak, Syrien, Mali, etlichen weiteren Ländern und jetzt auch im Nahen Osten lehren, dass mit Krieg kein Frieden zu gewinnen ist. Dennoch wird im Krieg das Allheilmittel gesucht.
Wir fühlen mit den Opfern in der Ukraine, in Russland, wie auch in Israel, im Westjordanland und Gaza und in allen Kriegen. Unsere Solidarität gilt den Fliehenden aus Krieg, Armut und Not! Für sie braucht es Schutz und Aufnahme auch in unserm Land.

In der Ukraine wurden über 500.000 Menschen, Ukrainerinnen und Ukrainer, Russen und Russinnen durch den Krieg getötet oder verwundet. Nach der russischen Invasion tobt spätestens seit Dezember 2022 ein blutiger Stellungskrieg im Land.
Wir fragen: Wie viele Menschenleben ist ein erkämpfter Quadratmeter Land wert?
Wir fragen: Rechtfertigen geopolitische Interessen und die Gewinne von Rheinmetall, Diehl Defence und Konsorten die Lieferungen von Mordwerkzeugen?

Alle Mittel, die für Krieg verschleudert werden, brauchen wir für Bildung, Kultur, Wohnen, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und ein menschenwürdiges Leben – hierzulande wie global.
Jetzt muss alles für eine Deeskalation getan werden!

Wir rufen alle auf zu einer Demonstration für einen sofortigen Waffenstillstand, für Dialog,
Diplomatie und Entspannungspolitik.
Wir fordern statt Waffenlieferungen den Wiederaufbau aller kriegsverwüsteten Länder durch die an diesen Kriegen Beteiligten und globale Abrüstung.
Die Waffen müssen schweigen – in der Ukraine und weltweit!

Initiiert von:
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegerinnen und
Kriegsdienstgegner NRW (DFG-VK NRW) und Kölner Friedensforum

Unterstützt von:

  • Antikriegsbündnis Aachen,
  • Bochumer Friedensplenum,
  • Dortmunder Friedensforum,
  • Düsseldorfer Appell gegen Hochrüstung und Krieg,
  • Essener Friedensforum,
  • Friedensinitiative Oberhausen,
  • Friedensforum Solingen,
  • Friedensforum Kreis Unna,
  • Arbeitskreis Zivilklausel der Uni Köln
  • Föderation demokratischer Arbeitervereine (DIDF Köln)
  • Internationaler Versöhnungsbund Köln,
  • Pax christi – Gruppe Köln,
  • Synodaler Arbeitskreis Ökumene und Weltverantwortung des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord,
  • Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges Köln (IPPNW),
  • Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten NRW,
  • Recht auf Stadt Köln,
  • Naturfreunde Köln e. V.,
  • AK bildung&erziehung bei Attac Köln,
  • Attac-Regionalgruppe Dortmund
  • Orga-Team der Unabhängigen Grünen Linken
  • SDS Köln und SDS Bonn,
  • Die.Linke Köln,
  • Sozialistische Deutscher Arbeiterjugend (SDAJ) Rheinland Westfalen
  • Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem

Im Rahmen der bundesweiten Aktionen unter dem Mottoeten.dfg-vk.de/

Wer für Frieden eintritt, geht vom Grundsatz gleicher Rechte für alle Menschen aus. Rassismus und Nationalismus sind mit einer Politik des Friedens, der Verständigung und der Humanität nicht vereinbar. Wir lehnen deshalb eine Zusammenarbeit mit Organisationen und Personen ab, die Menschenrechte nur für sich oder die eigene Gruppe gelten lassen wollen.

Nationalflaggen sind bei der Demo unerwünscht. 


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OMA24

AUFRUF ZUM OSTERMARSCH MÜNSTER 2024

Die münsterischen Friedensgruppen der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK), Friedenskooperative (Friko), pax christi u.a. organisieren den Ostermarsch in Münster am Ostersamstag, 30.03.2024, 13:30 Uhr mit Rad vom Schloß bis zum Stubengassenplatz.

ABLAUF (Stand: 26.03.2024)

13:30 Uhr Start der Auftaktkundgebung vor dem Schloss, Schlossplatz 2

Musik (Tonaufnahme): Musikerin Claudia Lahn (Friko)

Gedichtrezitation: Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko)

Begrüßungsansprache: Hugo Elkemann (Friko)

Rede von Andrii Konovalov (ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student) und Jewgenij Arefiev (russischer Kriegsdienstentzieher und Sprecher der Gruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK)

Gedichtrezitation: Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko)

Musik (Tonaufnahme)

ca. 14:15 Uhr Start der Fahrrad-Demo

Route der Fahrrad-Demo:

Schlossplatz, Promenade, Kalkmarkt, Bült, Mauritztor, Friedrichstraße, Wolbecker Straße, Hansaring, Hafenstraße, Ludgeriplatz, Königsstraße, Rothenburg, Clemensstraße, Stubengassenplatz.

Abschlusskundgebung auf dem Stubengassenplatz:
ca. 15 Uhr: Ankunft der Fahrrad-Demo

Musiker Pit Budde (Karibuni) live
Rede Renate Haake (Friko)

Gedichtrezitation: Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko)
Musiker Pit Budde (Karibuni) live
Rede Maria Salinas (Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster)
Gedichtrezitation Jürgen Brakowsky/Michael Köstens (Friko)
Rede Jugendbündnis

Musiker Pit Budde (Karibuni) live

Rede von Sevim Ates (Odak e. V.)
ca. 16:30-17:00 Uhr Musiker Michael Holz live

Musiktechnik: Klaus Blödow (Medienforum Münster e.V.)

Ab ca. 17:15 Uhr: Geselliger Abschluss im Linken Zentrum, Achtermannstr. 19.

Wir unterstützen den Aufruf zum Ostermarsch Rhein Ruhr 2024:

Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen!

Ostermarsch 2024 – Ostern für den Frieden:

Die Kriege beenden, die Aufrüstung stoppen!

Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit!

Das Töten in der Ukraine, in Nahost und in den vielen weiteren Konfliktherden der Welt muss enden! Diplomatie statt Waffengewalt! Ungeteilte Solidarität mit den Flüchtenden aus Krieg, Armut und Not! Entwicklungszusammenarbeit und Umweltschutz statt Waffenexport!

Wir laden alle Menschen ein, vom 30. März bis 01. April 2024 an Rhein und Ruhr
für den Frieden zu demonstrieren!

Die Welt befindet sich in existenzieller Gefahr: Die ökologische Katastrophe bedroht unsere  Lebensgrundlagen, die weltweiten Spannungen, Konflikte und Waffengänge sowie die Atom- und Hochrüstung steigern die Gefahr eines großen Krieges.

Die weltweiten Kriege bringen zahllosen Menschen Tod und Leid.

Unabhängig von Vorgeschichte und Hintergrund der zahlreichen weltweiten Kriege und bewaffneten Konflikte wie in der Ukraine und in Israel und Palästina fordern wir den Stopp aller Waffenlieferungen und setzen uns für die Einstellung aller Kriegshandlungen zugunsten diplomatischer Lösungen ein.

Die alte unipolare, von den USA dominierte Weltomwaffen im Rahmen der Nuklearen Teilhabe bevor. Die Stationierung von US-Hyperschallwaffen soll 2025 erfolgen. Dies steigert die Kriegsgefahr in Europa durch die dann wegfallende Vorwarnzeit. Dieser Krieg würde bei uns stattfinden. Diese Stationierung muss verhindert werden.

Nach der „Zeitenwende“ von Kanzler Scholz versucht Verteidigungsminister Pistorius mit seiner Forderung nach Kriegstüchtigkeit Deutschlands die Mobilisierung der Bevölkerung  sowie Militarisierung und Aufrüstung voranzutreiben. Diese Politik im Interesse westlicher Vorherrschaft steigert die Profite der Rüstungsindustrie gigantisch. Dieser Aufrüstungskurs bedroht die Finanzierung der sozialen Sicherung, der Bildung und Maßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel. Dem stellen wir uns entschieden entgegen!

Krieg, Verwüstung, Hunger und Not treiben Millionen Verzweifelte in die Flucht. Sie brauchen einen sicheren Zufluchtsort, auch in Deutschland und anderen Ländern der EU. Dafür setzen wir uns ein.

Der Ostermarsch steht zu der entscheidenden Lehre aus der NS-Zeit: Nie wieder Krieg!  Nie  wieder Faschismus! Rechte Ideologien fördern Feindbilder, Konfrontation und Krieg, im Inneren schüren sie Hass und Gewalt. Deshalb stellen wir uns den menschenfeindlichen Umtrieben der AfD, der NPD/Heimat und der RECHTEN, von Identitären, Reichsbürgern, „NRW erwacht“ und anderen extrem rechten Ideologen entgegen!

Mit dem Ostermarsch Rhein-Ruhr fordern wir von der Bundesregierung:

• Die Rückkehr der Diplomatie statt der Illusion militärischer Lösungsversuche!

Keine Waffenexporte! Sie befeuern Kriege weltweit und schädigen das Klima!

Rücknahme des 2%-Ziels der NATO: Abrüstung und dafür Ausbau sozialer Sicherungssysteme, der Ökologie/des Klimaschutzes und des Bildungssystems zur Zukunftssicherung!

• Stärkung des Völkerrechts in einer europäischen Friedensordnung gegenseitiger Sicherheit gemäß dem Vertrag zur deutschen Einheit!

• Beendigung des Wirtschaftskrieges, friedliche Koexistenz mit Russland und China!

• Für einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand im Nahen Osten und eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts im Rahmen der Resolutionen der UNO!

• Unterstützung und Asyl für  Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Russland und der Ukraine!

• Keine Groß- und Nuklear-Manöver wie Quadriga, Steadfast Defender und Steadfast Noon!

• Keine atomare Aufrüstung, keine Nukleartransporte, sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage Gronau!

• Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag!

• Keine Wehr- und allgemeine Dienstpflicht! Für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung!

• Keine Bundeswehr-Werbung bei Minderjährigen, weder in der Öffentlichkeit noch in Schulen.

• Bildung und Wissenschaft für den Frieden statt Rüstungsforschung, Zivilklauseln an den Hochschulen!

• Förderung aller Maßnahmen für gewaltfreie Konfliktlösungen!

• Storik und der Diffamierung des Engagements für Frieden! Keine Militarisierung der Öffentlichkeit, keine Stärkung rechter Gedanken von militärischer Stärke Deutschlands!

• Keine Konferenzen des militärisch-industriellen Komplexes, keine Kriegsplanung!

Beteiligt Euch an den Demonstrationen an Ostern für den Frieden, die Umwelt und soziale Sicherung! Wir laden ein zum Ostermarsch!

Flyer zum Drucken:

#KLARE KANTE GEGEN RECHTS

Rassist:innen, Faschist:innen, Nationalist:innen und menschenverachtende Ideologien haben bei uns keinen Platz!

Für die DFG-VK Münster und die Friko (Friedenskooperative) Münster gilt nach wie vor, auch für den Ostermarsch am Sa. 30.03.2024: WIR GRENZEN UNS KLAR AB VON JEGLICHER FORM DES RECHTSEXTREMISMUS!

Frieden ist nicht alleine die Abwesenheit von Gewalt, Frieden ist die Überwindung der strukturellen Gewalt, also aller gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Strukturen und Bedingungen, die Menschen oder Personengruppen benachteiligen. Dazu zählen alle Formen von Diskriminierung, wie die ungleiche Verteilung von Einkommen und Ressourcen, Bildungschancen und Lebenserwartungen. Wir stehen für internationale Solidarität und die volle Verwirklichung menschenwürdiger Verhältnisse für ALLE Menschen. Wir sind als fortschrittliche und humanistische Kräfte die Alternative zum Militarismus und zur Demagogie der Rechtsextremen und Nationalist:innen – in Russland, in der Ukraine, in Deutschland, überall. Wir sind für eine solidarische und kooperative Entwicklung des menschlichen Zusammenlebens und der internationalen Beziehungen als Ziel und Weg, eine Renaissance von Sozialstaatlichkeit weltweit und eine umfassende Demokratisierung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Den politischen Vereinnahmungsversuchen durch Rechtsextreme – dazu zählen wir auch „Reichsbürger:innen“ und sog. „Querdenker:innen“ und andere Organisationen, die auf den rechten Augen blind sind – treten wir entgegen. Diese Gruppen sind auf der Kundgebung und Demonstration unerwünscht. Wir sind für internationale Solidarität. Nationalflaggen haben auf unserer Demo nichts zu suchen. Entsprechend § 6 Abs. 1 VersG sind Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von der Versammlung ausgeschlossen. Wir bitten alle Teilnehmer:innen, uns entsprechende Hinweise zu geben und mit unserer Demoleitung zu kooperieren, damit wir dem Problem der Unterwanderung sozialer Proteste durch reaktionäre Kräfte solidarisch begegnen können.

Foto mit Andrii Konovalov (ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student) und Jewgenij Arefiev (russischer Kriegsdienstentzieher und Sprecher der Gruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK) vom 24.02.2024 in Köln:

Postingvorlage für social media:

Musiker Pit Budde/Karibuni (Pressefoto):

Musiker Michael Holz (Pressefoto 1):

Musiker Michael Holz (Pressefoto 2)

Die Rede von Andrii Konovalov, ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student, gehalten auf der Auftaktkundgebung des Ostermarsches – der Friedens-Fahrrad-Demonstration „Frieden schaffen ohne Waffen!“ am 30.03.2024 ab ca. 13.45 Uhr vor dem Fürstbischöflichen Schloss (Hauptgebäude der Universität Münster), Schlossplatz 2 in Münster (Westf.)

Hi!

Geboren und aufgewachsen bin ich in Kirowograd, einer kleinen Großstadt in der Zentralukraine. In einer Region und in einer Stadt, in der seit Jahrhunderten die friedliche Nachbarschaft von Kirchen verschiedener Konfessionen mit Synagogen und die Verschmelzung von Ethnien und Kulturen nicht nur eine Selbstverständlichkeit war, sondern als wesentlich für den Frieden und das Wohlergehen der Gesellschaft angesehen wurde. Diese grundlegende Bedeutung des Verständnisses füreinander und die bereichernde Wirkung einer solchen Verschmelzung konnte ich schon als Kind in der Schule, im Freundeskreis und in meiner eigenen Familie erleben.

Doch 2021, ein Jahr bevor die Gewalt in der Ukraine ihr heutiges Ausmaß erreichte, verließ ich mein Heimatland und kam als Student nach Köln.

Meine Auswanderung nach Deutschland war nicht spontan und die Richtung war von vornherein festgelegt. Die Länder, die mir als Biochemie-Student gute Studien- und Berufschancen bieten konnten, waren genau die Länder, die auf den Prinzipien der Verständigung, des Respekts und der Kommunikation zwischen den gesellschaftlichen Gruppen aufgebaut sind, auf der Grundlage all dessen, was in meinem Heimatland immer weniger Platz fand.

Zu meinem Leid, in meinem Heimatland konnte ich auch erleben, wie die vorher unbedeutenden Unterschiede künstlich überbewertet, instrumentalisiert und für politische Zwecke missbraucht werden. Ich konnte sehen, wie die kleinsten kulturellen Eigenheiten als unüberwindbare Brüche, als Ursachen aller gesellschaftlichen Widersprüche und auch als Erklärung für jedes Scheitern der Regierungspolitik hingestellt wurden.

Ich habe erlebt, wie Politiker und Fernsehmoderatonen und Familienmitglieder von gestern als „zombifizierte Wilde“ abzustempeln, die nicht in der Lage sind, eigenständige Entscheidungen zu treffen, und deren Beschwerden und Argumente nichts Anderes als Feindpropaganda sind und als solche abgetan werden müssen. Man konnte sehen, dass viele Menschen, die die grundsätzliche Abscheulichkeit dessen, was geschah, erkannten, immer noch glaubten, dass dieser Hass kontrollierbar sei, dass dieser Hass irgendwie zum Wohle der Allgemeinheit kanalisiert werden könnte. Und klar, dieser Hass war im Grunde unkontrollierbar.

Dieser Hass, geschürt durch Ressentiments, vergiftet und zerstört Freundschaften, Familien, ganze Länder und breitet sich über deren Grenzen hinaus.

Und wenn alle Verantwortung auf die Schultern des Feindes abgewälzt wird, wenn der Feind selbst entmenschlicht wird, wenn selbst der Wunsch nach Frieden und Kompromissen in der Gesellschaft als persönliche Beleidigung empfunden wird, dann dreht sich die Spirale der Gewalt. Und mit jedem neuen Soldaten und jeder neuen Granate dreht sich diese Spirale weiter und weiter. Was schützen soll, gibt falsche Hoffnung auf Frieden durch Gewalt und Zerstörung und führt immer weiter weg von einer Lösung. Nach kurzer Zeit wird sich niemand mehr daran erinnern, wie winzig die anfänglichen Widersprüche waren, und kaum jemand wird innehalten und erkennen, wohin unser Konfliktmodus uns geführt hat. 

Heute sehe ich sehr deutlich, dass bewaffnete Konflikte nicht durch die Radikalisierung breiter Bevölkerungsschichten entstehen. Sie entstehen durch die unverhältnismäßig einflussreiche und laute Minderheit der Kriegsbefürworter, aber auch durch die Apathie und das Schweigen der Mehrheit. (Applaus) Nur durch das Füllen des medialen Raumes mit dem monotonen Mantra von „gerechtem Krieg und russischen Orks“ oder von „Menschentieren und dem Recht auf Verteidigung“, nur so kann sich diese kleine Minderheit als Mehrheit darstellen und die gesamte Gesellschaft im Kriegsmodus halten.

Gerade wegen des regierenden Kriegsmodus hat die wahre Mehrheit, die unter den Bombardierungen in den Kriegsgebieten, aber auch unter der Inflation im Westen und einfach dem Hunger im Süden leidet, gerade deshalb hat diese Mehrheit das Recht und die Pflicht, die Politik der Spaltung in „wir“ und „die“ abzulehnen, die andere Seite nicht als Feind zu brandmarken und die Rückkehr zum Dialog zu fordern. (Applaus)

Zu einem Dialog, der es ermöglicht, den Vormarsch der extremen politischen Kräfte in Russland und in der Ukraine, aber auch in Israel, in Europa und in den USA zu stordnung, in der das Streben nach gegenseitigem Nutzen und Frieden über den Egoismus der Gruppen dominiert. (Applaus)

Mit jedem neuen Tag zerstört dieser Krieg die Ukraine weiter. Den offiziellen ukrainischen Daten zufolge ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern seit der Eskalation des Konflikts von 66 auf 57 Jahre gesunken, nach offiziellen Daten. Die Waffenlieferungen, die bravouröse Unterstützung des Krieges durch die Verbündeten, die Kriegstreiberei, die großen PR-Siege an der Front und all die neuen Opfer – all das dient den Bedürfnissen der Politiker und nicht den Bedürfnissen meines Landes. (Applaus)

Und mein Land braucht realistische und durchführbare Friedensinitiativen und einen sofortigen Waffenstillstand. (Applaus)

Der Kriegsmodus hat schon mehrere Länder vor unseren Augen in die Katastrophe geführt, versuchen wir nun überzeugend genug zu sein, um das Gleiche hier zu verhindern und es anderswo zu beheben. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! (Applaus)

Andrii Konovalov ist ukrainischer Kriegsdienstverweigerer und Student und lebt in Köln.

Die Rede von Jewgenij Arefiev, russischer Kriegsdienstentzieher, Sprecher der Gruppe Münster der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und aktives Mitglied der Friedenskooperative Münster, gehalten auf der Auftaktkundgebung des Ostermarsches – der Friedens-Fahrrad-Demonstration „Frieden schaffen ohne Waffen!“ am Sa. 30.03.2024 ab ca. 13.45 Uhr vor dem Fürstbischöflichen Schloss (Hauptgebäude der Universität Münster), Schlossplatz 2 in Münster (Westf.)

Guten Tag! Ich freue mich sehr, dass wir heute in Münster gemeinsam für den Frieden demonstrieren, international, ohne Nationalflaggen! (Applaus)

Die Lehre des Westfälischen Friedens heißt “Verhandeln statt schießen!”. Wir müssen nicht 25 Jahre Krieg warten, um dann die Verhandlungen anzufangen, die 5 Jahre dauern, um den 30-jährigen Krieg zu beenden.

Ich bin 1994 vor 30 Jahren mit 22 aus der russischen Partnerstadt von Münster – Rjasan – zum Studium nach Münster gekommen. Das war dank der Friedenspolitik von Michail Gorbatschow möglich. Er hat die Truppen aus Afghanistan 1989 nach dem 9-jährigen Krieg abgezogen und den Krieg beendet. Und für die Zeit des Studiums wurde ich vom Militärdienst befreit, bis zum Alter von 27 Jahren. Ich habe mich nicht beeilt, das Studium davor abzuschließen, habe mich in der Hochschulpolitik engagiert, u.a. für die Zivilklausel – Studium, Lehre und Forschung sollen friedlichen Zwecken dienen.

In der Sowjetunion wurde ich bereits als Schüler auf den Militärdienst und auf den Krieg in der Kaserne und in der Schule vorbereitet, habe gelernt zu schießen. Ich habe mich über das Ende von heißen und kalten Kriegen sehr gefreut. Wir haben die Völkerverständigung gelebt, in Rjasan und in Münster. 1993 habe ich die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Rjasan und Münster initiiert und 1994 angefangen, am Institut für Politikwissenschaft der Uni Münster in dem Projekt zu arbeiten. Jetzt liegt die städtepartnerschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Russland auf Eis, auch zwischen Münster und Rjasan. Wie soll dieser Abbruch von zivilgesellschaftlichem Austausch uns dem Frieden näherbringen? (Applaus)

Die Politik muss endlich der Friedenslogik und nicht der Kriegslogik folgen! (Applaus)

Ich engagiere mich in der Friedensbewegung in Münster seit dem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Krieg der Bundesrepublik Deutschland gegen die Bundesrepublik Jugoslawien 1999 (Applaus), im März 25 Jahre lang (Applaus), dem bereits vergessenen Krieg nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa, mit uranabgereicherter Munition, die nachhaltig tötet. Jetzt wird in der Ukraine die uranabgereicherte Munition aus den USA eingesetzt.

Ich war Zeuge, wie eine aus Serbien nach Münster geflüchtete Frau auf die Frage der Ausländerbehörde, warum sie nach Deutschland gekommen sei, geantwortet hat: „Ich bin vor deutschen Bomben geflohen.“ Daraufhin wurde die Befragung abgebrochen. Die Wahrheit will man nicht hören. Wir müssen die Kriegsursachen bekämpfen, nicht die Geflüchteten! (Applaus)

Jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Im Krieg gibt es keine Gewinner:innen, sondern nur Verlierer:innen. Menschenrechte für Alle! – Das internationale Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung muss vor allem im Krieg eingehalten werden! Die ukrainischen Studierenden an den Hochschulen in Deutschland sollen aus der Ukraine ungehindert ausreisen dürfen! Wir fordern Schutz und Asyl für alle Deserteurinnen und Deserteure, Kriegsdienstgegnerinnen und Kriegsdienstgegner, Kriegsdienstentzieherinnen und Kriegsdienstentzieher! Hoch die internationale Solidarität! (Applaus)

Die Waffenlobbyistin Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, von der FDP, hat im Interview dem YouTube-Kanal “Jung & Naiv” gesagt, sie würde ihren eigenen Sohn nicht in den Krieg schicken. Die Ukraine soll aber bis zum letzten Mann kämpfen? Für Deutschland? Mit deutschen Waffen? Vom deutschen Boden soll nie wieder Krieg ausgehen! Aber wo bleibt die notleidende Wirtschaft und die Ressourcen am Hindukusch, Struck, Strack-Zimmermann?

Ein ukrainischer Freund hat mir erzählt, er habe Putin verstanden und sei 3 Tage vor dem 24. Februar 2022 mit seiner Ehefrau und 2 kleinen Kindern nach Deutschland geflüchtet. Danach war sein Haus zerstört. Jetzt sagt er, er habe „Pistorius gesagt hat, Deutschland müsse kriegstüchtig werden, hat der ukrainische Freund von mir ihn verstanden und sucht jetzt für sich und seine Familie ein anderes, ein sichereres Land.

Kurz nach dem 24. Februar 2022 hat die ARD-Tagesschau einen Ukrainer interviewt, der in seiner Muttersprache gesagt hat, die ich verstehe: „Die da oben sollen sich einigen! Unsere Kinder sterben!“. Das wurde in dieser Tagesschau nicht ins Deutsche übersetzt. Dabei ist die Botschaft so wichtig: 

Frieden schaffen ohne Waffen rettet Leben! (Applaus)

Es sterben aber jetzt jeden Tag Tausende Menschen im Krieg, weltweit! Und dieser Stellvertreterkrieg in der Ukraine wird zynisch „Abnutzungskrieg“ genannt. Es wird ein Sieg der Ukraine gegen Russland gefordert, Sieg für Deutschland, Sieg für die Freiheit. Wie stellt man sich diese Freiheit vor und wessen Freiheit soll das sein? Was nützt diese Freiheit den Toten und den Überlebenden? Heißt es nicht aus der deutschen Geschichte lernen: “Lieber rot als tot!”? (Applaus)

Kann eine Atomwaffen müssen vernichtet werden, bevor die Menschheit vernichtet wird! – Hiroshima und Nagasaki mahnen. Unser schöner Planet Erde wird durch Kriege zerstört. Warum sollen wir wegen der Grenzen, für die nationalistischen Wirtschaftsinteressen der Oligarchen sterben? Wie schön wäre die Erde ohne Grenzen, so wie der erste Mensch im All – auf Russisch und auf Griechisch „Kosmos“ – Juri Gagarin sie gesehen hat! Blau, grün, einfach schön. (Applaus)

Dieser Krieg muss so schnell wie möglich enden. Deswegen ist es notwendig, die Politik von immer tödlicheren Waffenlieferungen zu beenden. Die diplomatische Initiative muss her. Bedürfnisse von Menschen, die Rettung des Klimas, humanitäre Hilfe tun not und nicht die Geopolitik. „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“, hat Bertolt Brecht gesagt. Deswegen bin ich gerne Pazifist und kein „gefallener Engel“, wie Kanzler Scholz behauptet hat. (Applaus)

Hiermit schließen wir unseren Friedensvertrag! (Reichen der Hand an Andrii Konovalov, Händedruck) Frieden heißt „mir“ auf Russisch und Ukrainisch, was auch Welt bedeutet. Frieden der Welt! (Händedruck und Umarmung mit Andrii Konovalov, Applaus)

*https://www.bundestag.de/resource/blob/892384/d9b4c174ae0e0af275b8f42b143b2308/WD-2-019-22-pdf-data.pdf