zum WN-/MZ-Artikel „Gedenktafel war 37 Jahre verschwunden“ vom 11.3.21 *
„Frau Gussek vom Stadtarchiv stellt in dem Artikel zur Gedenktafel am Traindenkmal klar, daß die Entscheidung (des Rates) für sie verbindlich sei und sie auf dieser Basis weiterarbeiten wolle. Dabei hat sie sich als Kooperationspartner den bundeswehreigenen Reservistenverband und die Kriegsgräberfürsorge ausgesucht, zwei nach extrem rechts driftenden Organisationen, denen beiden die zur „Mitte“ orientierenden Vorsitzenden abhandengekommen sind (Ex-DDR-Außenminister Meckel (SPD) und Kiesewetter MdB CDU). Beide wurden jeweils durch stramme Militärs ersetzt. Bei der Umsetzung des Anbringens der Gedenktafel des AKAFRIK als erste Aufgabe des Beschlusses ist ihr der Partner und Eigentümer der Tafel abhanden gekommen. Ein Zugehen auf die zivilgesellschaftlichen Organisationen und Organisationen der Friedensbewegung fehlt hier gänzlich. Wo da die Basis ihrer Weiterarbeit steht, läßt Ungutes befürchten.
„Afrika-Kreis fordert Herausgabe von der Stadt Gedenktafel war 37 Jahre verschwunden
Münster –
37 Jahre war eine Gedenktafel des Arbeitskreises Afrika verschwunden – dann tauchte sie im Keller des Stadthauses 1 wieder auf. Die Stadt hat nun auf die Forderung des Arbeitskreises reagiert, die Tafel wieder zurückzugeben. Von Martin Kalitschke Donnerstag, 11.03.2021, 10:00 Uhr“
Der UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder hat Deutschland wiederholt vergeblich aufgefordert, die UN-Kinderrechtskonvention einzuhalten und bei Minderjährigen nicht für die Bundeswehr zu werben und diese nicht einzustellen. Stattdessen feiert die Bundeswehr den Start der Heimatschutz-Ausbildung, bei der auch Jugendliche unter 18 Jahren eine mehrmonatige militärische Grundausbildung erhalten. Sie sollen offiziell in nationalen Katastrophenfällen eingesetzt werden – wozu brauchen sie da eine militärische Ausbildung?
Es gibt zivile Organisationen für den Katastrophenschutz, in denen junge Menschen engagiert u.a. im freiwilligen sozialen Jahr arbeiten. Dass sich jetzt viele stattdessen für die Bundeswehr entschieden haben, liegt sicher auch an der wesentlich höheren Bezahlung und einer intensiven Werbung. Die Stadtverwaltungen geben dazu jährlich die entsprechenden Daten der 16-17-Jährigen an die Bundeswehr weiter. Das ist zwar gesetzlich geregelt, widerspricht aber trotzdem der Kinderrechtskonvention, die auch von Deutschland unterzeichnet wurde. Mehrere Friedeninitiativen in Münster haben deshalb in einem Bürgerantrag die Stadt aufgefordert, die Minderjährigen zumindest im Vorfeld zu informieren, dass sie ein Widerspruchsrecht gegen diese Datenweitergabe haben. Wir sind zuversichtlich, dass der Rat der Stadt sich für den besonderen Schutz der minderjährigen Bürger*innen einsetzen wird.
„Dass junge Menschen für den „Ernstfall“ ausgebildet und angeworben werden, finde ich klasse. Die Corona-Pandemie ist – so der WN-Kommentator – zurzeit dieser Ernstfall: Kontaktnachverfolgung bei Infektionen, Schnelltests in Altenheimen, der Aufbau und die Organisation von Impfzentren. 1000 junge Menschen sind für diesen Freiwilligendienst bereit und treten ihren Dienst an. Super. Das macht Hoffnung. Wobei – warum werden diese jungen Menschen – so ist auf der Seite der Bundeswehr zu lesen und zu sehen – in den ersten drei Monaten am Gewehr ausgebildet, kriechen im Tarnanzug mit geschwärzten Gesichtern und Stahlhelm – mit Tannenzweigen „geschmückt“ – durch den Wald? Warum geht es „ins Feld, um die Grundlagen des Gefechtsdienstes kennen zu lernen“? Bisher dachte ich, für den oben beschriebenen Corona-Ernstfall sind andere Qualifikationen notwendig – auch eher ein weißer Kittel statt Kampfanzug. Liest man den Kommentar weiter, stößt man auf die Lösung: Dieser Freiwilligendienst soll den jungen Menschen „die Karriere als Berufssoldat schmackhaft“ machen. Lassen Sie mich es drastisch und anschaulich schreiben: Die jungen Leute sollen „Blut lecken“!
Das ist die Perspektive, die Stefan Biestmann in jedem seiner Kommentare predigt. Mehr Bundeswehr, mehr Rüstung, mehr „Verantwortung“, was meint, mehr Kriegseinsätze für die jungen Leute und am besten „die Rückkehr zur Wehrpflicht“. Stefan Biestmann wird gute 30 Jahre sein. Er hat nicht die Erfahrung, die wir – als 60-, 70-, 80jährige – haben, als Nachkriegskinder, die von ihren zum Teil traumatisierten Eltern, die den Zweiten Weltkrieg miterlebten, erfahren haben, was Krieg bedeutet, was es bedeutet, auf militärische Optionen zu setzen. Nur Leid und Tod und Zerstörung.
Diese Erfahrung ist die tiefe Prägung einer ganzen Generation, die in den letzten Jahrzehnten auch dazu führte, dass Deutschland im Hinblick auf Kriegseinsätze (zum Teil) sehr zurückhaltend war. „Nie wieder!“ war der feste Vorsatz, der sich in die Herzen und Gehirne der Menschen nach dem Krieg eingebrannt hatte.
Mit Sorge betrachte ich, dass sich diese Haltung langsam auflöst. 1)
Ich kenne natürlich die Argumente, die nun kommen: Die BW ist gerade dafür da, dass Kriege und Gewalt verhindert werden. Ich weiß. Ich weiß aber auch: In den letzten 30, 40 Jahren ist dies nicht gelungen. Die Kriege und die Kriegseinsätze (natürlich aus „humanitären Gründen“) im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika und sonst wo, haben immer nur noch mehr Leid, Zerstörung und Tod gebracht.
„Wann wird man je verstehn“!
Robert Hülsbusch, Nottuln
1) Günter Kunert: „Als der Mensch / unter den Trümmern / seines / bombardierten Hauses / hervorgezogen wurde, / schüttelte er sich / und sagte:/ Nie wieder. // Jedenfalls nicht gleich.“ (Aus dem Gedicht „Über einige Davongekommene“, hatte Kunert das zerstörte Nachkriegsdeutschland vor Augen.)
Abgedruckt wurde in der WN am Sa. 17.4.21 die verkürzte Version davon:
WN-Artikel vom 20.2.21 „Fari Hadipour ist mit dem Musikbulli unterwegs. Lächeln ist die größte Belohnung“
Lienen-Kattenvenne – „Musik ist die Botschaft von Freude und Frieden“ – wenn es keine Konzerte geben kann, muss die Musik eben zu den Menschen kommen. Fari Hadipour hat deshalb seinen alten Bulli umgebaut.“ Von Luca Pals:
Vielleicht habt ihr auch in den letzten Jahren ganz anderes über die Manfred-von-Richthofen-Kaserne gehört.
Richtig! Hier sollte Konversion geschehen.
800 Wohnungen sollten gebaut werden.
Brauchen wir die nicht viel nötiger?
Es gibt doch eine große Wohnungsnot in Münster!
Bei der Blücherkaserne hat es tatsächlich geklappt mit der Konversion. Was daraus wird, wissen wir noch nicht.
Aber bei der M.-v.-R.-K.?
Da hat man es sich auf einmal anders überlegt.
Die Nato, die unsere Regierung, die Bundeswehr sagen: Diese Kaserne wird jetzt gebraucht.
Im Bundeswehrjargon heißt das: Die Standortfreigabe wurde widerrufen.
Aber wozu wird sie gebraucht?
AKK, unsere Verteidigungsministerin, hat dazu einiges gesagt, als sie in Münster das Deutsch-Niederländische Korps besucht hat.
Hauptbetätigungsfeld sollen jetzt nicht mehr die Interventionskriege irgendwo auf der Welt sein, sondern die sogenannte Landesverteidigung.
Ist das zu unserem Schutz gemeint?
Es geht doch wohl eher um eine kriegerische Planung gegen Russland und auch gegen China.
Und dafür braucht die Nato eine bessere Logistik.
Im letzten Jahr war dafür das Manöver Defender geplant. Quer durch ganz Deutschland und dann weiter Richtung Osten bis an die russische Grenze wollten sie ziehen, ein unglaublich aufwändiges Unternehmen für die Nato.
Aber dann kam Corona und das Manöver musste abgespeckt werden.
Aber in diesem Jahr soll es wieder stattfinden, und zwar auch trotz Corona, darüber gehnt man hinweg, wird es durchgeführt, aber diesmal über Südosteuropa.
Auf Dauer soll die Kriegsplanung einfacher laufen.
Und dafür braucht man ein Nato-Einsatzhauptquartier. Von dort aus soll alles organisiert werden.
So, und dieses Nato-Hauptquartier soll genau hier in der Richthofen-Kaserne entstehen.
Da zu wenig Menschen sich freiwillig bei der Bundeswehr melden, ist geplant, über den sogenannten Heimatschutz Tausende von Reservisten auszubilden. Sie bekommen eine Grundausbildung und Auffrischung in jedem Jahr, damit sie im Einsatzfall aus dem Stand heraus kriegstauglich sind.
Bis 2027 soll hier die Logistik für 1 Division mit 3 Bataillonen und bis 2032 für 3 Divisionen mit 12 Bataillonen erarbeitet werden.
Das bedeutet insgesamt 60 000 Soldat*innen.
Die Reichswehr hatte übrigens ein ähnliches Konzept.
Das alles kann nicht in unserem Interesse sein.
Aber was können wir dagegen tun?
Bisher ist das alles noch eine Planung. Vor der Bundestagswahl wird da nichts mehr laufen, hat AKK gesagt. Aber die Militärs setzen natürlich alles daran, ihre Pläne umzusetzen.
Wir von der Friedenskooperative wollen uns weiter damit beschäftigen. Gerne laden wir euch ein an unseren Diskussionen teilzunehmen.
Unsere Treffen und die Termine stehen auf unserer Facebookseite im Internet (https://web.facebook.com/friedenskooperative.muenster/).
Wichtig ist jetzt im ersten Schritt, dass die Bevölkerung über diese Gedankenspiele der Militärs aufgeklärt wird. Hier kommt es auf uns an. Wir müssen uns der geplanten Militarisierung unseres Landes und der damit verbundenen Kriegsgefahr entgegenstellen.
ich bin Jewgenij Arefiev, ehrenamtlicher Geschäftsführer, Sprecher von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen / Münster. Und wir stehen hier am Traindenkmal. Traindenkmal ist ein Kriegerdenkmal. Und an der Promenade gibt es sehr viele davon. Einige, die meisten davon sind sehr revanchistisch, rufen zur Rache. Z. B. Der „stehende Soldat“ besagt: Ihr solltet „nicht entarten!“, „Haltet Schwert und Ehre blank!“, die „Toten – Warten!“. Es fing an hier mit dem Siegesdenkmal hier an der Promenade. Das ist ein sogenanntes „Schinkendenkmal“ und wurde errichtet zur Neuerrichtung des Reiches 1864 und ist von 1909. Und besagt „Zum Gedenken an die Kriege und Siege und die Neuerrichtung des Reiches 1864“ und erinnert an die sogenannten „Einigungskriege“ gegen Dänemark, Österreich und Frankreich. Das Ergebnis war ein norddeutsches, preußisch dominiertes Deutschland mit einem Kaiser.
Mit den Einigungskriegen und vor allem mit dem Deutsch-Französischen Krieg wurde die Wurzel des preußisch-deutschen Militarismus gelegt.
Diese Blutspur des Militarismus führt über die Denkmäler der Promenade. Sie beginnt hier, also da am Siegesdenkmal, und führt über die Kolonialkriege mit dem Völkermord gegen die Nama und Herrero in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, der bis heute nicht gesühnt ist, wo über das Anbringen der Tafel des Arbeitskreises Afrika Münster (AKAFRIK) heute noch gestritten wird (das ist dieses Denkmal – Traindenkmal) und über das Niederschlagen des Boxeraufstandes in China, wo heute noch zu Ehren des Kriegsverursachers Freiherr von Ketteler eine Straße im Kreuzviertel nach benannt ist, weiter in den ersten Weltkrieg mit 10 Millionen Toten und 20 Millionen Verwundeten und damit in den 2. Weltkrieg mit über 50 Millionen Toten und 35 Millionen Kriegsversehrten sowie über 8 Millionen Ermordeten in den Vernichtungslagern.
Hier in der Promenade steht diese Geschichte einzigartig in Deutschland in über 10 kriegsverherrlichenden Denkmälern dargestellt.
Kriegsverherrlichung ist der erste Schritt in ein Verbrechen.
Der Stadtrat letztes Jahr hat beschlossen, dass diese Diskussion – also über den Verbleib von diesen kriegsverherrlichenden Denkmälern an der Promenade – abgeschlossen ist. Wir sehen das aber nicht so.
Es gab hier an der Promenade auch ein Friedensdenkmal. Das wurde dann von den Nazis eingeschmolzen, für die Waffen. Und seitdem gibt es kaum ein Friedensdenkmal in Münster. Das antikolonialistische, antirassistische Friedensdenkmal an der Fassade von CuBA (Cultur- und Begegnungscentrum Achtermannstrasse), Achtermannstrasse 10 wurde vor kurzem vernichtet – das einzige antikolonialistische Denkmal in der Stadt – während der Antirassismus-Wochen der Stadt.
Also man sollte diese kriegsverherrlichenden Denkmäler zumindest umwidmen und nicht einfach so ein Schild dahin davorstellen mit einem QR-Code. Das ist ein schlechtes Bild für die Friedensstadt Münster.
danke, dass ihr heute hier dabei seid, danke, dass wir gemeinsam Farbe bekennen für Frieden, für Abrüstung, für eine echte Entspannungspolitik, dafür, dass Deutschland endlich den Atomwaffen von deutschem Boden abzieht!
Liebe Friedensfreund*innen,
die Anrede wäre zutreffend für fast alle Menschen: Wenn wir in einer beliebigen Stadt eine Umfrage starten würden mit der Frage: „Wollen Sie Krieg – oder wollen Sie ein friedliches Zusammenleben zwischen den Menschen und den Völkern?“ wäre das Ergebnis eindeutig. Die Menschen – alle Menschen wollen in Sicherheit und in Frieden zusammenleben – und dennoch stehen die Zeichen auf Aufrüstung. Wie immer geht das mit dem Aufbau von Feindbildern einher, da ja die Bevölkerung irgendwie umgestimmt werden muss. Viel zu viele Stimmen sagen, dass nur viel Militär Sicherheit schafft, dass wir aufrüsten müssen, weil es ja die anderen auch tun. So kommen wir nie heraus aus dem Teufelskreis der Angst, aus der Spirale der wechselseitigen Bedrohungen.
Wir haben heute genug Zahlen und Fakten gehört – an dieser Stelle aber noch einmal ganz klar: Rüstung tötet schon jetzt. Es kann und darf nicht sein, dass die Bundesregierung in diesem Jahr über 12 Milliarden Dollar für neue Atombomben ausgeben will, dass die Bundeskanzlerin und die Verteidigungsministerin AKK mit dem 2 % Ziel einen jährlichen Rüstungsetat von 70-80 Milliarden Euro anstreben, während gleichzeitig die Humanitäre Hilfe massiv gekürzt wird für Syrien und den Jemen, wo humanitäre Katastrophen unvorstellbaren Ausmaßes stattfinden – verursacht u.a. durch unsere geostrategischen Wirtschaftsinteressen. Das ist menschenverachtend – das ist unerträglich!
Ich möchte zum Abschluss unserer Friedensfahrradtom- und Kohleenergie bis zum Jahr 2040 die militärische Aufrüstung überwinden könnte; d.h. weg von einer Politik, die Verantwortung als militärische Stärke und Intervention missversteht. Im Mittelpunkt von Sicherheit neu denken steht Gewaltprävention und vor allem gute nachbarschaftliche Beziehungen.
Durch gute nachbarschaftliche Beziehungen wird Vertrauen geschaffen, sodass Gewalt überwunden werden kann. So heißt die erste große Säule bei Sicherheit neu denken gerechte Außenbeziehungen.
Gerechtigkeit und Frieden gehören zusammen, so schrieb es schon vor ca. 2000 Jahren der Prophet Jesaja:“ Der Gerechtigkeit Frucht wird Frieden sein“. Im Blick auf die südlichen Nachbarn der EU heißt das ganz klar für uns, dass die strukturelle Benachteiligung des Globalen Südens durch unsere westlich dominierte Welthandels- und Weltfinanzordnung, mit der wir westlichen Industrieländer koloniale Strukturen weiter fortsetzen, überwunden werden muss. Stichwort EU-Agrarüberschüsse, die in afrikanischen Ländern die Märkte zerstören, soll an dieser Stelle genügen. Das jetzt im Bundestag eingebrachte Lieferkettengesetz spielt hier eine wichtige Rolle.
Gute nachbarschaftliche Beziehungen zu unserem östlichen Nachbarn der EU Russland spielen bei Sicherheit neu denken ebenso eine wichtige Rolle. Ziel im Szenario ist eine gemeinsame Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostorische Verantwortung. Russland ist das Land, das mit mindestens 27 Millionen Toten mit Abstand die meisten Toten des 2. Weltkrieges zu beklagen hat.
Ich mache an dieser Stelle einen Punkt, möchte aber noch auf unsere nächsten Veranstaltungen hinweisen:
22. Juni: 80 Jahre Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion – Eugen Drewermann spricht um 19 Uhr in der Überwasserkirche zum Thema „Wege zum Frieden“. Vorher um 17 Uhr: Besuch des ehemaligen russischen Strafgefangenenlagers in Hiltrup.
28.04. Diskussion im PGH zu Sicherheit neu denken mit Ralf Becker (Mitinitiatobbe.
8. Mai – Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus Politisches Mittagsgebet um 12.45 in der Lambertikirche
6. und 9. August – Gedenktage zu Hiroshima und Nagasaki
September Friedenskulturmonat – zahlreiche Veranstaltungen der Münsteraner Friedensgruppen zum Schwerpunktthema Russland. 2 Veranstaltungen am 8.9. und 9.9. – zum einen eine Lesung mit Musik – deutsche und russische Stimmen zu Krieg und Frieden – und ein Streitgespräch NATO 2030 – wofür brauchen wir die NATO?
Dank an alle, besonders an Friedenskooperative und DFG-VK für Orga.
Wir möchten jetzt mit unserer Osterfahrradfriedenstour starten.
Dazu begrüße ich euch ganz herzlich und freue mich riesig, dass ihr gekommen seid.
Mein Name ist Rosemarie Brombach, ich spreche hier für die Friedenskooperative Münster. Wir haben diesen Ostermarsch zusammen mit der Deutschen Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen und Pax Christi organisiert.
Bis vor kurzem war uns noch nicht klar, ob wir diese Aktion durchführen können. Aber wir sind an der frischen Luft, halten uns an die Regeln.
Und wir wollen uns die Straße für diese Frage auch nicht nehmen lassen.
Wir sind auch nicht allein.
In über 90 Orten sind Ostermärsche angekündigt, einige haben schon stattgefunden, z.B. die Fahrradtour in Gronau gestern, am Karfreitag.
Am Montag wird in Dülmen das US-Munitionsdepot Tower Barracks symbolisch blockiert werden.
Toll, dass ihr jetzt hier dabei seid!
Wir haben als Überschrift: Für Frieden, Abrüstung und Umweltschutz!
Wir sind so glücklich darüber, dass in den letzten Jahren eine starke Bewegung von Jugendlichen und jungen Menschen entstanden ist, die sich gegen die Klimapolitik der Herrschenden richtet.
Jugendliche, die sagen:
“So geht es nicht weiter! Wir wollen nicht, dass man unsere Zukunft verspielt. Wir wollen auf dieser Erde ein sinnvolles Leben leben! Wir wollen den Planeten erhalten!“
Das ist eine humane Sichtweise auf die Welt.
Jetzt möchte ich euch kurz etwas erzählen:
Vor einer Woche wurde in Münster ein antikoloniales Wandbild zerstört.
Am cuba, in der Achtermannstr., ihr könnt es euch ansehen.
Ganz offiziell weiß überstrichen auf Geheiß des Eigentümers.
Nach dem bürgerlichen Gesetzbuch ist dies sein gutes Recht.
Es ist trotzdem ein Akt der Gewalt gegenüber unseren allgemeinen Interessen.
Wofür stand dies Wandbild:
Für eine Kultur von unten.
Gegen die Gewalt von Krieg, Kolonialismus, gegen die Zerstörung von Natur und von Lebensräumen.
Für eine Kultur des Widerstands.
Jetzt ist dies aus dem Stadtbild sozusagen ausradiert.
Stattdessen ist die Stadt nicht bereit, sich vom Traindenkmal zu verabschieden, wo der deutsche kriegerische Kolonialismus verherrlicht wird. Wir werden dort mehr dazu hören.
Immer heftiger setzt sich die kapitalistische Gesetzmäßigkeit durch:
Natur, Menschen, Dinge, also auch Häuser und ihre Wände als Objekte der Vernutzung, als Quelle von Profit für einige Wenige.
Das führt in der Logik zum Zwang, die Welt immer wieder neu aufzuteilen, um an die Ressourcen zu gelangen, was dann wieder unsere Umwelt bedroht.
So entstehen dann auch neue Kriege und werden neue Kriege geplant.
Das zeigt, wie sehr Umwelt- und Friedensbewegung und auch andere Bewegungen aufeinander angewiesen sind und zusammengehören, auch wenn die Grüne Partei dies lange vergessen hat.
Lasst uns in Zukunft mehr zusammenarbeiten und voneinander lernen!
Neben den Kriegsschauplätzen an so vielen Orten in der Welt konzentriert sich die Nato auf mögliche Kriege gegen Russland und China.
Jeden Tag wird uns eingehämmert, dass wir von diesen Ländern bedroht sind.
Seit dem Nato-Gipfel 2017 wird etwas geplant, das uns erst einmal klar werden muss:
Deutschland soll zur Drehscheibe eines möglichen Krieges gegen Russland aufgerüstet werden.
Deshalb führt unser Weg auch zur Manfred-von-Richthofen-Kaserne.
Hier soll etwas ganz Ungeheuerliches entstehen:
Die Kaserne soll zu einem Nato-Einsatzhauptquartier ausgebaut werden.
Für die Logistik der geplanten Kriege, insbesondere gegen Russland.
Dazu werden wir mehr hören, wenn wir dort sind.
Aber, was ich jetzt schon einmal sagen kann:
Wenn das tatsächlich beschlossen und durchgeführt würde, wird unsere Stadt zu einem gefährlichen Brennpunkt der weltweiten Eskalation.
Das muss verhindert werden!
Deshalb fordern wir:
Konversion der Manfred-von-Richthofen-Kaserne!
Frieden mit Russland und China!
Alles andere lässt sich verstehen, wenn man diese Grundlagen über Deutschlands Rolle in der Nato kennt.
Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, dass Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag zustimmt.
Der ist im Januar in Kraft getreten.
Aber Deutschland will lieber mitspielen im Spiel der Atommächte.
Wir sagen:
Atomwaffen raus aus Deutschland!
Büchel dichtmachen!
Wegen seiner herausragenden Rolle bei den Planungen der Nato will Deutschland auch nicht abrüsten.
Das Ziel der Bundesregierung bleibt: 2% des Bruttoinlandsproduktes für den Rüstungshaushalt.
Die Militärausgaben sollen weiter unendlich gesteigert werden:
Dieses Geld fehlt im sozialen Bereich. Anne Sandner vom DGB wird gleich etwas dazu sagen.
Leider müssen wir jedes Jahr das Gleiche wiederholen, auch auf die Gefahr hin, dass es langweilig wird. Wir müssen es wiederholen, bis wir gemeinsam so stark geworden sind, dass wir es durchsetzen können:
Abrüsten statt Aufrüsten
Keine Neuanschaffung von Killerdrohnen!
Und es ist endlich Zeit, die Auslandseinsätze zu beenden, auch in Afghanistan!
Wir stehen heute hier vor der Manfred-von-Richthofen-Kaserne, die künftig vielleicht Standort für ein „Führungskommando Landstreitkräfte“ sein soll.
„Vielleicht“? Ja oder auch nein. Das Bundesministerium der Verteidigung will sich da noch nicht festlegen. Ich habe kürzlich nachgefragt und das Ministerium hielt sich bedeckt: Der Standort sei „zur infrastrukturellen Bedarfsdeckung des Heeres vorgesehen“.
Das Heer hat Bedarf?
Ein „Führungskommando Landstreitkräfte“ soll dazu beitragen, die Führungsorganisation des Heeres für die – wie sie sagen – „anspruchsvollste Aufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung“ zu verbessern sowie „die Verpflichtungen gegenüber NATO und EU vollumfänglich zu erfüllen“.
Auf deutsch heißt das: Die Heeresorganisation soll für den Krieg optimiert werden. Und das wollen wir nicht hinnehmen!
Ja, sie planen für den nächsten großen Krieg, in dem Landstreitkräfte geführt werden müssen. Es ist schon gruselig, dass für solche Planungen gerade diese Kaserne ins Auge gefasst wurde. Denn auch ihr Namensgeber steht für die verhängnisvolle Tradition des deutschen Militarismus.
Manfred von Richthofen, deutscher Offizier und Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, trat schon mit elf Jahren in ein Kadettenkorps ein. Als „Roter Baron“ wurde er zur Legende. Er soll in diesem Krieg mehr als 80 Luftkämpfe gewonnen haben, bis er am 21. April 1918 über Frankreich abgeschossen wurde und starb.
Die Hitlerfaschisten begingen seinen Todestag von 1935 bis 1945 als „Ehrentag für die deutsche Luftwaffe“.
Und die Bundeswehr? Sie gab diesem Standort seinen Namen, „Richthofen-Kaserne“.
Was war das für ein Mann, der da zum Vorbild für Bundeswehrangehörige stilisiert wird? Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
Richthofen sagte einmal: „Man kann sich für alles begeistern. Eine Zeit lang war ich begeistert vom Bombenwerfen. Es bereitete mir ein ungeheures Vergnügen, diese Kerle von oben zu bombardieren.“
Und er sagte auch: „Es ist schade, dass in meiner Trophäensammlung kein einziger Russe zu finden ist“.
Heute hat das deutsche Militär wieder „die Russen“ im Visier. Die Bundeswehr ist seit 2017 mit 500 Soldat*innen als Teil der Enhanced Forward Presence im Baltikum und führt die „NATO-Battlegroup“ in Litauen.
Die militärisch-politischen Eliten nennen das die „Sicherung der Ostflanke der NATO“.
Ich nenne das eine Provokation gegen Russland, die wissentlich eine militärische Auseinandersetzung in Kauf nimmt. Sie sichern dort gar nichts. Sie sind die Bedrohung. Sie gefährden den Frieden, Tag für Tag. Wir wollen eine andere Politik, eine Politik der Verständigung und Entspannung, denn nur so können wir die Zukunft unserer Kinder und Enkel sichern.
Im Rahmen der sogenannten „nuklearen Teilhabe“ der NATO üben Bundeswehrpiloten in Deutschland täglich den Atomwaffenfreie Welt!
Dann wälzt sich seit 2014 alle neun Monate ein US-amerikanischer Militär-Aufmarsch namens „Atlantic Resolve“ durch Westeuropa bis an die Ostflanke der NATO mit mehr als 5.000 Soldaten, fast 500 Kettenfahrzeugen und bis zu 100 Transport- und Kampfhubschraubern.
Auch hier ist die Bundeswehr direkt beteiligt, stellt über den „Host Nation Support“ Infrastruktur und Transportbegleitung zur Verfügung, die Deutsche Bahn ist Vertragspartner für den Schienentransport der US-Panzer und Haubitzen, die Nordseehäfen sind die Landestellen für das US-Militärgerät und zivile Flughäfen, wie der in Dresden, dienen als Tank- und Rastanlagen für die US-Hubschrauber auf ihrem Weg gen Osten. Und während dieser neun Monate trainieren die US-Truppen mit den Armeen fast aller europäischen Länder in bis zu 20 Manövern – den Krieg.
Wir sind mitten drin. Europa ist zum Mega-Sandkasten für die Kriegsspiele der NATO und der USA geworden. Und aufgrund seiner geografisch zentralen Lage ist Deutschland das Drehkreuz für Militäraufmärsche.
Seit letztem Jahr gibt es die US-Kriegsübung DEFENDER Europe. Defender Europe 2020 wurde von der Corona-Pandemie gestoppt. Aber wir sahen in den ersten Monaten genau, was uns da erwarten sollte: der größte US-Truppenaufmarsch seit dem Ende des Ost-West-Konflikts.
In Deutschland rollten Militärtransporte über Straßen und Schiene, Truppenübungsplätze wurden zu Heerlagern für die US-Truppen und ihre Verbündeten, darunter natürlich auch die Bundeswehr. Die US-Generalität versprach ihren Truppen, dass jubelnde Menschen am Rande der Transporte fahnenschwenkend warten würden. Stattdessen standen wir da:
STOPPT DEFENDER 2020 war auf Transparenten und Flyern zu lesen. Die Friedensbewegung hatte Widerstand mobilisiert, von Duisburg bis Torgau , von Bremerhaven bis Ulm. Statt bis Juni dauerte das Kriegsmanöver Defender Europe 2020 nur bis März, die US-Soldaten verließen Europa, wegen Corona!
Aber sie sollen wiederkommen. Es heißt, Defender Europe würde nun jährlich stattfinden, in den geraden Jahren im nördlichen, in den ungeraden Jahren im südlichen Bündnisgebiet der NATO.
Seit März übt die US-Armee nun mit „Defender Europe 2021“ den Krieg gegen Russland in Osteuropa. Mit 31.000 Soldat*innen und über 30 Einzelmanövern, diesmal trotz Pandemie. Wir fordern: Lockdown für das Militär, nicht nur während der Pandemie!
Die Schwerpunktregionen sind in diesem Jahr der Westbalkan und der Schwarzmeerraum. 21 Nato-Staaten sind beteiligt, außerdem die Ukraine, Georgien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Moldawien. Die USA und ihre Vasallenstaaten üben die Einkreisung Russlands.
Auch diesmal ist Deutschland wieder mit dabei. Neben der Unterstützung beim Transit der US-Truppen wird die Bundeswehr mit 430 Soldatinnen und Soldaten in der Kernzeit von Defender 2021, im Mai und Juni, in Rumänien und Ungarn an Kriegsmanövern teilnehmen. Die Kosten für die Teilnahme der Bundeswehr werden derzeit mit 2,9 Mio. Euro beziffert und darin sind die Kosten für Schäden an der zivilen Infrastruktur noch nicht mal enthalten. In Deutschland sollen auch wieder Truppenübungsplätze für Teilübungen genutzt werden.
Das Münsterland spielt dabei eine zentrale Rolle: Aus dem „Army Preposition Stock“, dem 2017 neu errichteten Nachschublager der US-Armee in den ehemals britischen Tower Barracks in Dülmen, werden in den nächsten Wochen Militärmittel, Waffen, Munition und Versorgungsmaterial, an die an Defender 2021 beteiligten US-Einheiten geliefert.
Am Montag, im Rahmen des Ostermarsches Kreis Coesfeld, werden wir deshalb eine Stunde den Eingang dieses US-Militärlagers blockieren. Ich hoffe, dass ich viele von euch da wiedersehe!
Wenn Ihr euch fragt: „vor was oder wem sollen uns diese unfassbare Aufrüstung und die ständigen Militäraufmärsche schützen“, und Ihr findet keine Antwort, dann liegt das daran, dass es tatsächlich nur eine rationale Begründung für das alles gibt:
Die einzigen, die Profit schlagen, aus der Kriegslust und dem explodierenden Aufrüstungsboom, insbesondere der USA und NATO-Staaten, sind die Rüstungsunternehmen, die auch heute Rekordgewinne einfahren. Selten war die menschenfeindliche Nutzlosigkeit des Militärs so offensichtlich wie jetzt, wo wir in der Corona-Pandemie rund um den Globus die gleiche Bedrohung, die gleichen Ängste und die gleichen Hoffnungen teilen und die Menschen weltweit realisieren, dass alle Ressourcen dringend gebraucht werden, um diese Naturkatastrophe und ihre Auswirkungen zu bewältigen.
Es wird Zeit, dass wir diese Erfahrung nutzen und uns verbünden, gegen die politischen Sprengköpfe und Kriegsgewinnler, hier bei uns und weltweit, die viel zu lange schon und viel zu unbehelligt ihr Geschäft verrichten.
Tatsache ist: für die Missstände und Bedrohungen, die unsere Existenz wirklich gefährden, Klimakrise, Armut, Ausbeutung, Hunger, die Pandemie, hat kein Militär dieser Welt eine Lösung parat. Sicherheit für alle Menschen zu schaffen ist eine riesige Herausforderung, die nur zivil gelingen kann und dabei kann sich die Friedensbewegung auf DIE LINKE verlassen, die ganz klar sagt:
Die Waffen nieder!
Abrüsten statt aufrüsten!
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